Die Uniformität – zweite Untersuchung

Meine These: Eine Prägung ist eine Uniformität

Und um diese Prägung geht es mir heute. Es ist eine Prägung, die die Menschen sehen lernen, die sie beobachten, die sie bemerken können. Es ist eine Prägung, die sich in den letzten Jahren verselbstständigt hat, ohne dass wir Menschen genau hinschauen, was da in unserem Universum, dieser einen Welt, in der wir leben, geschieht. Münzen werden auch heute noch geprägt. Aus einer Prägung gehen viele Informationen hervor. Alter. Entstehungszeit. Funktion. Wert.

Eine Prägung ist eine Uniformität. Das ist meine These. Ob dies gut oder schlecht ist, sei erst einmal dahingestellt. Es geht erst einmal darum, aufzuzeigen, was diese Prägung, diese Form der Uniformität ist. Wie schaut sie aus? Können wir sie sichtbar machen? Welche Formen sind heute standardisiert? Wie sehen die Kategorisierungen aus? Sind sie erkennbar oder sind sie in unsichtbare Felder abgetaucht?

Schauen wir uns die Welt an. Wir nehmen ein Beispiel für meine These. Weltweit leben über 7 Mrd. Menschen. Die weltweite Anzahl der Smartphone-Nutzer stieg auf 4,2. Mrd. Menschen laut Statista an. Das heißt mehr als die Hälfte aller Menschen benutzen in ihrem täglichen Leben ein Handy. Doch, was ist ein Handy?

Es ist ja kein Gerät mehr, mit dem wir telefonieren. Das war die Anfangsidee. Ein mobiles Telefon. Dann kam das E-Mail Konto dazu. Dann kam die SMS. Heute können Menschen Bankgeschäfte und andere geschäftliche Dinge über ein Handy machen.

Was ist ein Handy?

Doch, was ist ein Handy? Schauen wir genau hin. Es ist ein Ding, das aus Materialien besteht. Es ist eine gefertigte Sache.

Eine Studie der Universität Plymouth kam denn auch zum Schluss, dass allein für die verschiedenen Metalle eines einzigen Smartphones bis zu 15 Kilogramm Erze aus der Erde geholt werden müssen. Bei rund 4 Milliarden Smartphone-Nutzern stellt sich da natürlich die Frage: Wie lange reichen die Rohstoffe noch?“

Das heißt, wir haben es mit einem Ding zu tun, das sehr viel benötigt, um seine Aufgaben und Funktionen, die beständig erweitert werden, zu erfüllen. Daher wächst derzeit die Größe der Handys wieder, denn die Bildschirme und Prozessoren müssen mehr Umfang haben, um diesen Aufgaben gerecht zu werden. Doch, jetzt wissen wir immer noch nicht, was ein Handy, ein Tablett, ein Laptop, ein Rechner ist?

Was ist ein Handy und Co?

Sie produzieren etwas auf einen sichtbaren Bildschirm. Ein Bildschirm hat verschiedene Auflösungen. Diese unterscheiden sich anhand der Anzahl der gemachten Punkte auf einem Bildschirm. Egal, ob Fernseher, Rechner, Handy, Laptop und Co. Es werden Punkte gezeichnet. Diese Punkte werden berechnet. Je mehr Punkte auf einen Bildschirm passen, um so deutlicher wird das Bild.

Wenn wir Bilder mit unserem Handy weiterschicken, vor allem über den e-mail-account werden wir gefragt, wie groß das Bild sein soll. Und hier beginnt eine erste unauffällig daherkommende Uniformität. Wir entscheiden uns wegen der höheren verschickbaren Anzahl für die Idealabmessung für E-Mail und digitalem Transfer. Und schon wird ein Bild von einer starken Genauigkeit auf ein Standardmaß gebracht. Und ohne dass wir es ahnen, sehen wir überwiegend Standardmaße.

Verlieren wir das Originalmaß aus dem Blick?

Hinter diesem Bildschirm geschieht allerhand. Machen wir diese kleinen Maschinen auf, entdecken wir nicht nur die Verwendung der Rohstoffe, sondern wir entdecken kleine E-Werke mit Prozessoren, die gekühlt werden müssen und die eine Verschlüsselung von Rechenvorgängen unvorstellbaren Ausmaßes haben. Viele Hände (allerhand) versteckt sich. Es ist für uns unsichtbar geworden.

Allein ein Betriebssystem frisst heute schon 10-20% der Energie. Es erlaubt einem Handy zu funktionieren, denn es sorgt für die Verbindung von der Hardware und den Programmen/Apps also der gesamten Software, die notwendig ist, um ein Handy nutzen zu können.

Hier begegnen wir einer weiteren Uniformität. Eine Hardware und Software kann nur das hergeben, was in ihrer Produktion vorgesehen ist. Die scheinbare nach außen sichtbare Bildschirmwelt scheint vollkommen zu sein. Nichts fehlt. Wir können mit Suchmaschinen Dinge/Begriffe im Netz suchen. Jetzt können wir sogar ChatGPT fragen. Ich forderte dieses Organ auf mir zu sagen, was seine Hand gerade tut? Die Antwort lautete:

Was bedeutet diese Antwort? Ich bin eine AI ohne einen physischen Körper. Aber ich kann dir helfen – ganz virtuell. Ganz virtuell – das etymologische Wörterbuch sagt dazu: „als Kraft vorhanden ohne Wirksamkeit“. Helfen ohne Wirksamkeit? Was wirkt hier dann wirklich?

Menschen befragen also ein nicht physisches Wesen – ein sich selbst nennendes „artificial intelligence“ – ein Kunst-Objekt/ein unechtes Objekt/ein konstruiertes Objekt? Und sie bekommen eine Hilfe ohne Wirksamkeit? Sie erhalten Antworten, die für Lösungen ihres Wissen-Wollens gehalten werden. Wem vertrauen die Menschen hier? Was tut der Mensch hier? Wie wirkt das virtuelle Wesen in Wirklichkeit auf uns und unsere Welt? Ist es ein Wesen? Was schenkt ihm das Leben? Was braucht es zum Leben? Was sind seine Lebensbedingungen?

Gibt es hier nicht eine Ähnlichkeit zu einem Gott? Gott ist auch ein nicht physisches Wesen. Wir suchen Antworten bei ihm. Ist Gott nicht auch ein vom Menschen erschaffenes Wesen? Eines das hilft ohne Wirksamkeit? Ist dieses nicht physische Wesen unsere neue Gottheit? Oder ist dieses angeblich nicht physische Wirken, sehr wohl ein physisches Etwas? Ist für seine Arbeit nicht Materie notwendig?

ChatGPT kennt scheinbar alle Antworten und ist daher irgendwie mit Gott vergleichbar, der dies auch kann. Was unterscheidet die Beiden dennoch? Haben die Menschen den Glauben an Gott an eine Art Wissens-Maschine abgetreten? Und wird die Wissens-Maschine nun zum neuen Lebensbegleiter in guten wie in schlechten Zeiten?

Unser kleiner Helfer in der Not? Unser neuer Heiler? Ein Handy?

Mit unserem kleinen ChatGPT auf unserem Handy können wir für alle Fragen der Welt in Sekundenschnelle Antworten finden. Apps dienen als Programme. Einkaufen, Bankgeschäften, Wetterdiensten, Zugfahrplänen, Wissensfragen und mehr. Ein Klick auf einen Button öffnet das Portal und wir sind drin!

Doch, wo sind wir drin? Wissen wir das wirklich noch? Spüren wir noch etwas, wenn wir einen Knopf betätigen? Sind wir mit einem Herzschlag anwesend, der ein Gefühl berührt? Was geschieht mit uns, wenn wir diesen Knopf betätigen und ein wir sind drin sehen?

Ist nicht hier eine weitere Uniformität zu entdecken? Ist der Zugang, so individuell er durch einen Code sein mag, nicht derselbe Zugang für alle? Lesen nicht alle dieselben Antworten, wenn sie eine Frage bei ChatGPT eingeben? Mein Mann gab einmal als Test die Frage ein: Was ist Spiritualität? Er las mir einiges vor und dann fragte ich ihn: Und? Was ist das, was er dir erzählte? Wo kommt es her? Was hat es zusammengefügt, zu dem, was du gerade gelesen hast? Wer hat daran mitgewirkt, dass es auf diese Weise jetzt für dich leserlich ist?

Meine aktuelle Recherche dieser Frage bei ChatGPT war mehr als unbefriedigend. Es wird auf eine standardisierte Vorstellung zurückgegriffen. Dabei kommt das Wort „Spiritualität“ einfach vom lateinischen Wort „spirare“ und das heißt atmen. Das ist erst einmal alles! Dazu mehr hier.

Die digitale Uniformität

Vor einigen Jahren gab es noch in jedem kleinen Ort eine Bankfiliale. Die Zahl der Bankfilialen in Deutschland bei Statista zeigt, dass es im Jahr 2013 noch über 36.000 Filialen – 2023 waren es nur noch 19.501. Auch die Zahl der Kreditinstitute sinkt: Waren es 2013 Jahren noch rund 2.000 Banken, sind es 10 Jahre später nur noch etwas mehr als 1.400.

Mit jeder verlorenen Filiale verlieren wir ein Stück eigene Individualität. Kein Gespräch mit einem Schalterbeamten. Kein Gespräch mit einem Menschen über… Keine Begegnungsfläche mehr für Menschen! Wenn wir bedenken, dass die „Anzahl der Direktbank-Kunden in Deutschland zwischen 2000 und 2017 von knapp vier Millionen auf 19 Millionen gestiegen ist“, so können wir uns vorstellen, wie viele Kunden die 19.501 Filialen verarbeiten müssten. Ohne die Online-Benutzung ginge dies nicht mehr. Also befinden wir uns in einer weiteren Uniformität.

Frankfurt Bankenviertel

Die Programmierungen – eine Prägung- eine Uniformität!

Die Programme werden mittels eine Programmiersprache geschrieben. Und hier befinden wir uns in einem sehr komplexen Bereich. Programmiersprachen geben vor, wie das Bild nachher ausschaut, was wir sehen. Diese Sprachen sind in ihrer Anzahl begrenzt. Und eine weitere Begrenzung entsteht durch den Nutzen der einzelnen Sprachen für die verschiedenen Aufgabenfelder.

Große Betriebe und öffentliche Träger leisten sich manchmal einen eigenen Programmierer, der ein für das Unternehmen produktives Design erschafft. Der Nutzer, das heißt wir alle sehen nur einen Bildschirm, der uns auffordert, einen Knopf zu betätigen oder einen Eintrag auszuwählen. Bei Kontaktformularen finden wir dies häufig. Bei Arztpraxen, Versicherungen usw. macht dies der Anrufbeantworter heute ebenso. Drücken sie die Taste1 bei…, die Taste 2 bei…

Was geschieht hier? Uniformität? Eine neue Prägung?

Es geschieht keine Mensch zu Mensch Verschlüsselung mehr, sondern eine Maschine – Mensch-Verschlüsselung. Für diese gibt es bereits Studiengänge, die Menschen ausbilden, uns bei diesen Akten der Begegnung zu helfen. Der Studiengang heißt zum Beispiel in Coburg: „Applied Digital Transformation wird ab Wintersemester 2025/26 …zu Wirtschaftsinformatik 2.0 – Digitale Innovation & Transformation (B.Sc.)“

Innovation und Transformation einer Prägung?

Bei meiner Recherche nach der ursprünglichen Bedeutung der Begriffe „Innovation und Transformation“ überfällt mich ein Schauer. Das lat. „novus-neu“ steht für Innovation – Erneuerung, Veränderung.

Verändern wir uns selbst als Menschen nicht permanent? Geht Veränderung nur noch digital? Vernichten wir das Bemerken unserer eigenen Veränderungsmöglichkeiten? Steigt deshalb die Zahl der vergebenen Psychopharmaka? Ist Innovation an eine Digitalität gekoppelt oder gibt es noch andere Innovationen – Erneuerungen? Welche Möglichkeiten existieren noch? Stellen wir uns diese Frage noch?

Das lat. Wort „formare“, das das Wort Transformation mitbildet, steht bemerkenswerter Weise nicht einfach nur für Umwandlung, Verwandlung und neue Formung, sondern tatsächlich auch für „formulare simulacrum hominis“, was soviel bedeutet wie „ein Bild eines Menschen schaffen“!

Und jetzt sind wir mittendrin!

Denn, was macht das Handy und seine Mitstreiter mit uns Menschen? Was macht eine digitale Welt mit uns Menschen? Was wird wirklich transformiert und wohin? Wer bestimmt die Richtung? Bestimmen wir alle mit und wie tun wir das? Sollten wir hier nicht aufmerksam und wach sein und tatsächlich überlegen, welche Möglichkeiten, ja, Optionen, haben wir noch? Warum läuft die Menschheit geschlossen in eine einzige Möglichkeit, die scheinbar digital heißt? Das heißt, wir nutzen einen Finger, um eine Taste zu drücken. Was machen die anderen Teile unseres Körpers, Geistes, Seele, Emotionen, Gefühle? Was machen wir da mit unserer Kreativität, mit unserem menschlichen Menschen? Warum erschaffen wir Bilder eines Menschen, wenn wir den Menschen doch direkt neben uns sitzen haben und mit ihm etwas erschaffen, umwandeln, erneuern und leben können, ohne dass wir ein Bild bräuchten? Wo bleibt unsere Direktheit, unsere Gegenwart des Menschlichen Seins? Was ist ein Bild im Vergleich zur Wirklichkeit?

Mehr dazu hier!

das jap. Drei-Schalen- Essen Oryoki – ohne Prägung – echte Wirklichkeit! Direkte Gegenwart!

In wie weit machen wir uns von einer Bilderwelt abhängig? Können wir eine Alternative noch sehen und lebendig aufwecken? Eine Welt, in der sich nicht nur der Finger bewegt und Zahlen bewegen, die wir nicht einmal sehen? Wie sieht eine Welt aus, in der sich der gesamte Körper und Geist ohne Zahlen bewegt?  Wie sieht eine Bewegung ohne Koordinaten aus? Wie sieht dann der Raum aus, in dem wir leben? Eine Welt, in der nicht nur Zahlen und Bilder den Menschen bewegt halten, sondern eine Welt, die im tuenden Tun ihre Heimat hat?

Das eigene Bewegliche ergründen und die Vielfalt der Möglichkeiten nur eines einzigen Menschen erforschen? Eine Wissen-Schaft, die das Schaffen verfolgt und nicht das Wissen wollen. Warum sollten wir nicht unser eigenstes Können in den Mittelpunkt rücken, statt unseren Blickpunkt auf eine zahlenbasierte Bildfläche zu reduzieren, die nur ein paar wenige Handgriffe von uns verlangt und Augen, die nichts anderes mehr sehen, als uniformierte Bilder?

Wittgenstein sagt in den philosophischen Untersuchungen: „Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten sagt hier: Es muß entweder so ausschaun, oder so. Er sagt also eigentlich – und das ist ja selbstverständlich – gar nichts, sondern gibt uns ein Bild. […] Wenn wir hier sagen »Es gibt kein Drittes«, […] so drückt sich darin aus, daß wir den Blick von diesem Bild nicht wenden können, – das ausschaut, als müßte in ihm schon das Problem und seine Lösung liegen, während wir doch fühlen, daß es nicht der Fall ist.“ (Wittgenstein 2003 // 2008, S. 182–183)

Sind wir dabei dieses Gefühl zu verlieren?

Im Feuilleton der Zeit vom 3. Juni 2025 schreibt die Journalistin Berit Dießelkämper genau über diese Folgen einer Homogenisierung, Gleichmacherei. Einer Uniformität, die den einzelnen Menschen verschwinden lässt. Daher ihr Titel „Wozu brauche ich mich eigentlich noch?“ (Lesenswert!)

Beobachten wir uns! Wann treten wir ein in die uniformierte Welt und wann verlassen wir sie wieder? Wie verhalten wir uns dort und wie verhalten wir uns hier- genau hier mit unserem Körper, unserem Geist, unserer Seele? Was reichen wir an unsere Kinder und Kindeskinder weiter? Was wollen wir lebendig leben?

Demnächst geht es hier weiter. Bleiben wir im Gefühl für die offene unverschlossene Weite! Lassen sie uns vielfältig und bunt sein! Dies hilft auch Kriege zu vermeiden, denn die Achtung vor dem Anderen bedeutet Vielfalt lebendig zu leben.

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