Eine Stimme für eine Welt I

In den letzten Tagen las ich viel. Dazu gehörte endlich auch das vollständige Buch „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley und „1984“ von George Orwell.

Die Besonderheit in der Geschichte „schöne neue Welt“ waren die Standardsätze, die immer wieder durch Wiederholungen lebendig wurden und schließlich von allen verinnerlicht wurden, obwohl niemand wusste, ob sie der Wirklichkeit entsprachen.

Schöne neue Welt von Aldous Huxley als Taschenbuch ...

Georges Orwells, 1984, besticht durch das Auslöschen jeglicher Vergangenheit. Die Vergangenheit eines Menschen, einer Familie, der Literatur, der Geschichte, der Nation. Es gibt sie nicht mehr. Sie wird immer wieder neu ausgelöscht und dem Tagesgeschehen angepasst. Der Held der Geschichte Winston erinnert sich aber. Nachdem er im Ministerium für Liebe gefoltert wurde, lernt er diese Erinnerungen als Täuschungen zu sehen und endet schließlich genau dort, wo die „Partei“ ihn und alle anderen haben möchten. Er liebt den Führer. Die Wirklichkeit wird zu einer Täuschung. Die Täuschung wird Wirklichkeit, durchgreifend und unwiderruflich. Das Paradoxon – die Umkehrung wird zur Normalität. Jeder, der daran zu schwächeln droht, wird unwiderbringlich zurückgeholt in die wahrhaftige Täuschung, denn es darf keinen Abtrünnigen geben, nicht einmal in Gedanken, denn das würde früher oder später zum Machtverlust führen. Jeder alternative Gedanke wird ausgemerzt. Dafür gibt es die Gedankenpolizei.

Wie schnell die Gedanken nur noch eine Richtung kennen, sehen wir aktuell. Wie schnell anders Denkende als Verschwörer, Rechtsradikale, Linke, Spinner, Verweigerer abgestempelt werden, sehen wir aktuell. Es findet keinerlei Aus-Tausch, keine Aus-ein-ander-setzung mehr statt.

Vor einiger Zeit bekam Manfred zum Geburtstag ein wertvolles Buch geschenkt, das ich nur empfehlen kann. Der Enkel von Mahatma Ghandi, Arun Gandhi hat Weisheiten seines Großvaters veröffentlicht. Zwei möchte ich hier teilen.

Wut ist ein Geschenk - (Arun Gandhi) - 978-3-8321-6470-6 ...

„Aufrichtigkeit“

Ein Nein aus tiefster Überzeugung ist besser und größer als ein Ja, das nur gefallen will oder, noch schlimmer, Schwierigkeiten umgehen möchte.“

„Charakter“

Der wahre Prüfstein, an dem sich die Größe einer Kultur ablesen lässt, ist der Charakter der Menschen, nicht ihre Kleider. Es war mir schon immer ein Rätsel, wie sich Menschen für ehrenwert halten können, wenn sie ihre Mitmenschen demütigen. Ein Grundsatz ist ein Grundsatz und darf keinesfalls verwässert werden, nur weil wir es nicht schafffen, nach ihm zu leben. Wir müssen uns bemühen, den Grundsatz zu verwirklichen, und die Mühe muss bewusst, absichtsvoll und anstrengend sein.“

Wir haben einen Grundsatz in unserer Gesellschaft, der heißt Grundgesetz. Wenn wir nicht in der Lage sind mit diesem eine Krise zu meistern, ist es um diese Kultur, wie Ghandi sagt, nicht gut bestellt. Vor vielen Jahren in unserer Geschichte gab es Wenige, die aufstanden. Hatten Sie deshalb Unrecht, obwohl Millionen Ja sagten?

Hier ein Auszug der Geschwister Scholl und Ihr Aufruf zu einem föderalistischen Europa, Flugblatt V „Aufruf an alle Deutsche!“ von Januar 1943

„Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. … Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. … Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“

Vor 75 Jahren wurden die Geschwister Scholl hingerichtet
Ganz legal! Zum Schutz des deutschen Volkes!

Flugblatt VI, „Kommilitoninnen und Kommilitonen“, Februar 1943 nach Stalingrad

„Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, das haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz im deutschen Volk genugsam gezeigt.“

Freiheit und Ehre sind Wörter einer Moral. Sie sind jedoch auch Wörter eines Rechtstaates. Sie sind auch Wörter einer Menschenrechts-Charta. Theater, Kino, Kunst, Musik, Literatur lebt von der Aus-ein-ander-setzung. Lebendige Menschen sind Menschen, die einander zuhören, die miteinander reden, die aufeinander zugehen, sich in die Augen schauen und dort die Wirklichkeit des Nächsten sehen. Der, der mit mir Mensch ist.

Es geht hier nicht um Spinner, Verweigerer oder oder. Es geht hier um die Wirklichkeit, die jedem von uns täglich begegnet.

Blind sein ist für uns leicht, Sehen ist für uns schwer.

Jerome Bruner, circa 1936 at Duke University as a junior (Image Source: The Chanticleer 1936, Wikimedia Commons)
Der Psychologe Jerome Bruner.

„Der Psychologe Jerome Bruner […] machte […] deutlich, daß wir nicht nur etwas Erwartetes leichter wahrnehmen als anderes, sondern auch besondere Schwierigkeiten haben, etwas wahrzunehmen, worauf wir nicht eingestellt sind. “ (Hayward Jeremy 1996, S. 18)

Also bitte ich einfach darum, die Augen, die Ohren offen zu halten für das, was wirklich ist, was direkt hier nebenan gesagt, gehört wird. Keine mediale Welt führt uns dies zu, sondern unsere eigenen Augen und Ohren. Die sind das Wirklichste, was wir haben. Vertrauen wir doch einfach einmal zur Abwechslung uns selbst und unserm Körper und Geist. Setzen wir mit unserem Geist das Ende dieser Zeit und vollziehen mit unserem Körper den Wandel zu einem Immunsystem, das jederzeit mit jedem verhandeln kann, wenn wir ihn einfach nur lassen.

Immunabwehr :: Plusversion :: Grafiken
Unser Körper hat schon so viele Mittel zur Verfügung. Nur muss er sie auch anwenden dürfen.

Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Fließendes Wasser, Hygiene, noch vor 50 Jahren nicht überall anzutreffen, ist heute in unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Medizinische Versorgung, seit 1944 gibt es erst Penicillin für alle, ist überall zur Verfügung hier bei uns. Wovor fürchten wir uns wirklich?

Warum leben wir nicht einfach den Artikel 1 der Menschenrechts-Charta von 1948?

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

Menschenrechte sind wichtiger als Wirtschaftsbeziehungen ...

Literaturverzeichnis

Hayward Jeremy (1996): Die Erforschung der Innenwelten. Neue Wege zum wissenschaftlichen Verständnis von Wahrnehmung, Erkennen und Bewußtsein. 1. Auflage. Frankfurt a.M.: Insel-Verl.

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