Tote aller Länder vereinigt Euch!

Heute ging ich in Herbstein

im Vogelsberg in Hessen an einem Mahnmal vorbei. Es erinnerte an vier Menschen, die bei einem Bombenangriff auf die Bahnstrecke in Herbstein ums Leben kamen.

Heute herrscht wieder Krieg in Europa. Es herrscht immer noch Krieg in Asien. Es herrscht immer noch Krieg in Afrika. Aktuell erfolgt wieder ein Angriff auf die indigene Bevölkerung der Massai in Tansania. Es geht um Land, um Rohstoffe, um Macht und Geld. Es herrschen immer noch Diktaturen weltweit. Es herrscht…wir könnten die Liste unendlich erweitern. Ob es um Hunger, um Vergewaltigung, um Gewalt überhaupt, um Hass, Neid, Missgunst, Völkermord oder allgemeine Blindheit gegenüber einer Wahrheit geht. Es ist alles hier auf dieser Erde, in dieser Welt und in jedem Menschen.

Gleichzeitig existiert die rettende Hand. Dies erzählt diese Geschichte: „Die Menschlichkeit und das Grauen gingen einher wie Zwillinge.

Der sowjetische Major Lew Kopelew, der zu den Eroberern des ostpreußischen Allenstein gehörte, setzte auf Humanität im Chaos:

In einem offenen Eisenbahngüterwagen fand er „zwischen Kisten verschiedener Größe ein Nest aus Matratzen und Kissen. Darin eine in Schals und Tücher gewickelte Person, eine dunkle, schneegepuderte Kapuze, halb verborgen darin ein dreieckiges, verhutzeltes Gesichtchen. Große helle Augen. Sie blicken ganz ruhig, verständig, sogar freundlich. „Wie sind denn Sie hierhergeraten, Großmutter?“ Sie wundert sich nicht einmal, daß ich deutsch spreche. ,Bitte, Soldat, erschieß mich. Bitte sei so gut.“ „Wo denken Sie hin, Großmutter! Haben Sie keine Angst, es geschieht Ihnen nichts Böses. Zum wievielten Male wiederhole ich nun schon diese Standardlüge! ,Wohin wollten Sie fahren? Haben Sie Verwandte hier?“

,Niemanden habe ich. Tochter und Enkel wurden gestern von Euren Soldaten erschlagen. Der Sohn kam schon früher im Krieg um. Alle sind tot. Ich kann nun auch nicht mehr leben.“ Sie spricht ganz gelassen, einfach, ohne Phrase. Kein Jammern, keine Träne. Völliges Abgeschlossenhaben mit dem Leben. Ich murmele irgend etwas Tröstliches.“

Er erzählte einem Offizierskameraden von seiner Begegnung. „Spuck drauf“, meinte der. „Die Alte krepiert doch sowieso.“ Major Lew Kopelew fiel wiederholt durch Mitmenschlichkeit unangenehm auf. Wegen „Mitleids mit dem Feind“ wurde er zu zehn Jahren Straflager verurteilt.

Rettende Hände, wem strecken wir sie entgegen? Strecken wir sie allen Menschen entgegen oder nur denen, die uns vertraut sind, nur denen, mit denen wir uns identifizieren können, weil sie uns ähnlich sind? Ist die Hand für einen Menschen aus der Ukraine eine Selbstverständlichkeit? Für einen Menschen aus Afghanistan auch?

Wer kennt ihn nicht den Film und auch das Buch „Herr der Ringe“? Im dritten Teil „Rückkehr des Königs“ holt sich Aragon auf den Rat von Elron für die große Schlacht die Hilfe der „Untoten“. Der Film zeigt überwältigend wie dieses Heer der „Untoten“ die Schlacht für sich gewinnt und der rechtmäßige und weise Mann Aragon den Platz seiner Väter einnimmt und als König das Land regiert.

Vielleicht sollten wir im Angesicht neu entstehender kriegerischer Konfrontationen, Klimawandel und deren Folgen, Energieproblemen und deren Auswirkungen, Rohstoff-und Machtgelüsten auch unsere Toten zur Hilfe holen. Sie haben alles gesehen. Den Krieg und den Frieden. Die Liebe und den Hass. Sie sind die Weisen des Lebens, wenn wir sie zu lassen.

Die letzten zwei Jahre mit der Virusinfektion hat uns gezeigt, dass wir im Gegenteil den Tod weit von uns weisen. Wir lassen uns eine Injektion geben, weil wir hoffen, dann nicht sterben zu müssen, auch wenn uns niemand sagen kann, welche Konsequenzen eine derartige Injektion hat. Die Nachrichten dazu überschlagen sich in einem Für und Dagegen seit über zwei Jahren. Jetzt kommt noch der neue Krieg in Europa an der Grenze zu Asien dazu. Die Vernetzung der Welt zeigt sich erneut.

Doch trotz all dieser Vernetzungen, die wir mit dem Wort „Globalisierung“ beschreiben, das seit ca. 1985 mit einem Höhepunkt um 2000 bis heute existiert, verstehen wir anscheinend immer noch nicht, dass wir eine Erde, eine Menschheit, eine Welt sind. Eine Welt, die nicht getrennt voneinander ist. Das Wasser dieser Erde tränkt Mensch, Tier und Pflanze überall. Die Energie dieser Welt macht das Feuer im Herd für alle Menschen dieser Welt.  

Als ich 2014 in Brasilien in Porto Alegre meinen Freund besuchte, eine Stadt mit fast 1,5 Millionen Menschen, fragte ich mich oft, wenn ich die hohen Häuser, die „torre“ sah, wie viele Menschen leben in diesem Haus? 1000? Wie viel Wasser brauchen sie? Wie viel Energie brauchen sie? Wie viel Essen und Trinken? Hier in so einer Stadt, wo alles sich zusammenballt, kann man erkennen, was Vernetzung heißt. Ein solches „torre“ steht und fällt mit dem Gelingen seiner Funktionen. Fällt der Strom aus, fährt kein Aufzug mehr in das 20-ste Stockwerk. Fällt die Wasserzufuhr aus, stehen stinkende Fäkalien und Küchenabfälle in den einzelnen Wohnungen.

Wir handeln immer wieder viel zu wenig im Sinne eines Mit-ein-ander, der Ver-netz-ung, des  Ge-mein-samen, des Zusammen-lebens, der Universitas, der Ko-operation, des Gesamten, der Gemeinschaft aller. Stattdessen stehen Nationalitätsinteressen im Vordergrund, stehen eigene vier Wände als das Wichtigste im Leben ganz vorne. Die Werbung der Sparkasse „Mein Haus. Mein Auto. Mein Boot. Meine Dusche. Meine Badewanne. Mein Pferd.“, repräsentiert unser Leben. Es steht dort nicht:

Unsere Welt. Unsere Erde. Unsere Kinder. Unsere Alten. Unser Klima. Unser Essen. Unser Trinken. Unsere Energie. Unser Wasser. Unsere Bildung.

Würden wir diesen Worten in der Werbung folgen, sähe unsere Welt wahrscheinlich heute anders aus. Als Mitte der 70-er Jahre die Ölkrise war, war ich 12 Jahre alt. Ich erinnere mich gut, weil wir sind mit Rollschuhen über die Straße gefahren. Wir hatten fünfzig Jahre Zeit über die Fragen nach Wasser, nach Energie, nach Rohstoffen, nach Menschlichkeit, nach einer gemeinsamen Welt nachzudenken und zu handeln. Offensichtlich sind wir im Nachdenken stecken geblieben. Unsere Welt hat dieselben Probleme, sogar noch mehr als damals, denn die Vernetzung und Abhängigkeiten haben zu genommen, aber unsere menschlichen gedanklichen Vernetzungen sind hängen geblieben in „mein Haus, mein Auto, mein Boot“.

Fragten wir die Gefallenen der Kriege, die Verhungerten, die Alleingelassenen Gestorbenen, die sich in ihrer Verzweiflung Getöteten, die durch Giftstoffe und Krebs erkrankten Toten, die an Wohlstandserkrankten Gestorbenen, so käme eine Weisheit zu Tage, die uns Lebenden wahrscheinlich einen Schrecken einjagen würde. Dennoch ist es die Wahrheit, die sie aussprechen. Warum sollten wir ihnen nicht einmal zuhören?

Allein 2020 stellte die EU fest, dass EU weit allein 630 000 Menschen an Folgen von Umweltverschmutzungen starben. https://www.n-tv.de/wissen/630-000-Menschen-starben-durch-Umweltschmutz-article22021643.html

Und 2012 hieß es, dass weltweit neun Millionen Menschen an den Folgen von Verschmutzungen von Wasser, Luft und Böden starben.

Wer erschafft diese Formen von Verschmutzungen? Wie und wofür?

Warum sollten wir nicht einmal die Weisen dieser Welt nach Antworten auf unsere Probleme fragen, statt uns mit Antworten aus analytischen Verfahren, Wahrscheinlichkeitsberechnungen, wissenschaftsorientierten Fachberatungen zufrieden zu geben?

Einer dieser weisen Männer und Frauen dieser Welt ist der Schamane Savjei, einer der letzten authentischen Schamanen der Evenken aus Asien. Er nimmt 2009 an einer großen Zeremonie von weisen Männer und Frauen in Grönland teil. Dort sagt er:

„Auch unsere Worte und Taten sind Energie. Aber wie viele Menschen achten denn genau auf die Worte, die sie aussprechen? Meist werden die Dinge leichtfertig daher gesagt, ohne dass die Folgen im Voraus bedacht werden. Und auch das Handeln: Wer denkt denn schon ernsthaft darüber nach, ob seine Handlung auch nur für einen Einzigen unter uns negative Konsequenzen haben könnte? Unser Leben ist zu einer Show geworden, das wirklich Wichtige wird kaum noch gelebt. Und so geht es hier und heute darum, die Verbindung zwischen Spiritualität und Materie wieder herzustellen. Meine Spirits sagen mir, dass wir fünfhundert Jahre Zeit haben, das rückgängig zu machen, was wir in unserer Ignoranz unserer Umwelt angetan haben. Wenn wir diese Zeit nicht nutzen, geht unsere Erde unwiderruflich und für alle verloren. Und das ist keine Show. Es ist der Aufruf, endlich die Weisheit der Schamanen zu nutzen.“

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, allen Menschen auf der Welt, dass wir wach sind, wach werden und mehr hören als Stimmen von Medien, Internet und Co. Dass wir wieder lernen unsere eigene authentische Stimme in unserem Inneren zu hören, die immer schon verbunden ist mit den Toten der Welten, mit dem Lebenden des ganzen Kosmos, mit dem ureigensten Sein und Werden, mit den Weisen und den Weisheiten der weisen Männer und Frauen aller Welten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert