„Die vier Tugenden eines Bodhisattva“ Dienstag, den 12.05.2020

Ein Bodhisattva ist ein Mensch, der sich zur Aufgabe gemacht hat, andere Menschen zu begleiten bis sie das vollständige Verstehen ergreifen. Bodhisattvas unterstützen. Sie schubsen. Sie hören zu. Sie schimpfen. Sie loben. Sie schweigen. Sie sprechen. Sie sind da. Dabei halten sie sich an die Regeln eines Bodhisattva: 1. Geben. 2. Liebevolle Worte. 3. Hilfreich handeln. 4. Mit anderen gut zusammenarbeiten.

Was bedeutet das? Geben. Wir können doch nicht einfach so geben, dann haben wir bald doch selber nichts mehr. Dies ist eine landläufige Meinung, die die Menschheit seit undenklichen Zeiten verfolgt. Immer wieder stehen Menschen auf und weisen auf das Umgekehrte hin, aber niemand hört ihnen zu und keiner glaubt ihnen. Es gibt ein wunderbares Märchen. Es heißt: „Die kleinen Leute von Swabeedoo“. Ihr könnt es auf dieser Seite nachlesen.

http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchenbeitraege/swabedoo.html

Die kleinen Leute von Swabedoo | Herder.de

Es zeigt deutlich, wie es möglich ist, dass „Geben“ sehr wohl das eigene Säckel nie leert, wenn dies alle tun. Shunryu Suzuki schreibt, dass im zweiten Weltkrieg seine Reiskiste irgendwann leer war. Eine Frau seiner Gemeinde bekam das mit, erzählte allen davon und jeder, der irgendwie eine Schale Reis entbehren konnte, brachte sie zum Tempel. Die Reiskiste füllte sich, aber sie leerte sich auch, weil immer wieder Menschen kamen, die gar nichts hatten. So wurde die Reiskiste zu einer offenen leeren und vollen Schale.

Geben hat etwas mit Lassen zu tun. Wenn ich etwas gebe, dann lasse ich etwas los. Ich trenne mich davon. In der jetzigen Zeit ist dies vielleicht besonders wichtig zu wissen, dass es auch möglich ist, etwas loszulassen und damit etwas abzugeben. Was das ist? Ich kann all diese „Wenn-Geschichten“ loslassen. Wenn das Virus das macht, dann …. Wenn wir keine Masken tragen, dann…. Wenn wir nicht Abstand halten zwischen den Menschen, dann…. Wenn wir keine Quarantäne aussprechen, dann…. All diese Wenn-Geschichten sind keine Wirklichkeiten, sondern nur Annahmen. Es sind Vermutungen, die nicht beweisbar und nicht einmal belegbar sind, weil dann müssten allein in Deutschland 82 Millionen Menschen getestet werden, um den wirklichen Stand der Dinge zu kennen. Weltweit 7,7 Mrd. Menschen! Es sind und bleiben Wahrscheinlichkeiten – jede Zahl, die in diesen Zeiten genannt wird. (Ich empfehle noch einmal den Quantenphysiker Anton Zeilinger, Einsteins Spuk zu lesen.) https://www.crashkurs-statistik.de/was-ist-eine-wahrscheinlichkeit/

Habe ich selbst während meines Mathestudiums gelesen!

Durch das Loslassen der Wenn-Geschichten geben wir Angst vor einer Erkrankung, vor einem Sterben auf. Geben wir Angst auf, sind wir nicht mehr manipulierbar, sondern eigenständige selbstdenkende Menschen, denen Würde zugerechnet werden kann. Ängstliche Menschen verlieren ihre Würde an Andere, die sie entweder mit Füßen treten oder sie sich zunutze machen und Gewinne daraus ziehen. Daher der Tipp des Bodhisattva zu geben, löst einen ersten Konflikt in dieser Zeit. Den Konflikt der eigenen Angst.

Angst vor dem freien Fall? Oder das Wissen ich überlebe, weil ein Band mich hält und trägt!

Die zweite Tugend der liebevollen Worte, bedeutet einfach, dass ich mich bemühe, meinen Mitmenschen gegenüber freundlich zu sein. Ich schreie niemanden an: Halten sie Abstand oder ich verklage sie wegen Körperverletzung. Ich fordere niemanden auf: Bleiben sie da stehen. Kommen sie mir nicht zu nahe. Ich bleibe, egal, was da ist und geschieht, gleichbleibend freundlich. Über meine Lippen kommen aufmerksame und den Menschen achtende Worte. Warum ich dies tue? Ganz einfach. Jedes unfreundliche Wort, das meinen Körper verlässt, ist ein unfreundliches Tun meines Körpers und Geistes und bringt somit in mir selbst Unfrieden. Warum sollte ich mir selbst Unfrieden zumuten? Wenn ich gleichzeitig mit meiner eigenen Friedlichkeit sogar andere Menschen auch zufrieden machen kann, warum sollte ich dies nicht tun? Ich würde mich doch selbst ins Unglück treiben. Warum sehen dies die Menschen nicht? Sie schauen nach außen auf die Welt und meinen die Welt das draußen wäre eine andere als die ihre. Aber die Welt da draußen ist keine andere Welt, sondern sie ist immer unsere Eigene! Wo sollte sie sonst herkommen, denn ich sehe sie, höre sie, schmecke sie, rieche sie, fühle sie, denke sie. Keiner kann das für mich tun. Daher ist es einfach logisch, meine Friedlichkeit in Worten lebendig werden zu lassen.

Menschliche Würde und menschliche Achtung!

Die dritte Tugend ist hilfreiches Handeln. Damit ist kein Handeln gemeint, dass nach Ruhm und Ehre strebt. Wenn ich dir was Gutes tue, dann erwarte ich, dass du das auch tust. Nein, genau das ist es nicht. Hilfreiches Handeln kann ein Schimpfen wie ein In-den-Arm-nehmen sein. Wichtig allein ist dabei, dass du es ohne Eigeninteresse tust, sondern einfach zum Wohle des Anderen ohne irgendeine Absicht. In unserer Zeit gerade, ist dies auch ein Handeln des Unterstützens. Dies wäre z. B. wenn Aktionäre auf Dividendenanteil verzichten. Dies wäre z. B. wenn Firmen keine Entlassungen vornehmen, sondern die Beschäftigung aufrecht halten. Dies wäre z. B. wenn in Eigenverantwortung kleine Theater wieder öffnen dürfen. Es ist ein Handeln, das Handeln ermöglicht. Das ist das Wunder. Im Rahmen des Umgangs mit afrikanischen Ländern sagt man immer, die Hilfe zur Selbsthilfe. Aber, das trifft es nicht ganz. Denn es geht nicht um Selbst-Hilfe, sondern um Handlungsfreiheit und Handlungsmöglichkeiten. Je weniger Einschränkungen um so vielfältiger die Handlungsmöglichkeiten, um so vielfältiger die Überlebensmöglichkeiten. Ein Bettler, der von den Plastikflaschen im Abfalleimer lebt, lebt davon. Wenn wir ihm diese Handlung nehmen wie jetzt, dann verhungert er nicht nur, sondern er verliert seine Handlung, die ihm eine Aufgabe gibt, egal wie diese aussieht. Hilfreiches Handeln ist also Handeln möglich zu machen. Dies ist die Aufgabe einer guten Regierung. Handelt eine Regierung wie jetzt, auch europäisch und weltweit gesehen, dann untergräbt sie Handlungsfreiheit und somit Handlungsmöglichkeit, vergrößert die Armut, die Abhängigkeit und damit die Manipulierbarkeit. Dies ist nicht das Ziel einer Regierung, oder???

Ein Bodhisattva tut dies nicht. Sein viertes Ziel ist ein gutes Zusammenarbeiten. Zusammenarbeiten bedeutet, dass alle gleich gut leben können. Keiner verhungert mit seinem Tun. Keiner erleidet Schiffbruch. Zusammenarbeiten bedeutet gemeinsam handeln. Es ist ein gemeinsames Tun, dass jeden möglichst sich finden lässt in seinem eigensten Mensch-Sein mit seinen Fähigkeiten. Zusammen heißt Arm in Arm gehen und tun. Genau dies wird gerade allein durch den Abstand verhindert.

Im Sinne eines Bodhisattvas bitte ich die Lesenden, sich selbst zu prüfen, ob ihr Handeln Menschen in Ihrer Würde unterstützen? Sollten Sie sich dabei entdecken, dass dies nicht so ganz rund ist, dann tun Sie sich gerade selbst weh. Dieses selbst Weh erzeugt wiederum bei anderen ein Weh. Ein großes weltweites Weh, wie die Kriege der Vergangenheit gezeigt haben, sind unwiderbringlich im menschlichen Gedächtnis. Daher sollten wir alle so schnell wie möglich unsere Angst beiseite legen und menschlich vorwärts schreiten, egal wohin und egal wie, aber mit menschlicher Würde und nicht mit Maulkorb, der uns die Luft zu Atmen nimmt und uns am Aussprechen unserer Meinung hindert und uns von dem trennt, der uns der Nächste ist, unser Mit-Mensch-Seiender und die Nächste, unsere Mit-Mensch-Seiende!

5 Antworten auf „„Die vier Tugenden eines Bodhisattva“ Dienstag, den 12.05.2020“

  1. Ganz herzlichen Dank liebe Ellen.
    Genau das was du mitgeteilt hast ist jetzt notwendig. Ich rede in dieser Hinsicht viel mit Mitmenschen , doch bei vielen überwiegt die nackte Angst.
    Ich gehe 2 x in der Woche einkaufen, zu den anderen Zeiten und Tätigkeiten hat mein Maske Urlaub .
    💕liche Grüße Manfred

  2. Liebe Ellen,
    heut habe ich erst mal so richtig deinen Blog wahrgenommen und bin begeistert. Dein Beitrag hat mir jetzt so richtig,richtig gut getan.DANKE,es wahr jetzt die richtige Zeit. Ich werde ihn gleich weiter leiten,sowas darf in die Welt. Herzlichst Dagmar

  3. Nur zu leicht lässt sich das Herz verwirren, wenn der Verstand pausenlos denkt.
    Wie oft nur, hören wir auf unseren Kopf und viel zu wenig auf unser Herz.
    ….und heißt es doch so schön…
    „Es kommt von Herzen“
    So dürfte es immer sein….
    und ich hoffe, dass viele Menschen in dieser chaotischen Zeit, ihren Weg dorthin finden.

    Liebe Ellen-herzlichen Dank für deine wunderbaren Gedanken

    Kerstin

  4. Liebe Ellen,
    in Deinem Artikel ist so viel liebevolle Wahrheit. Eigentlich ist es ganz einfach; Ja, Gott ist fuer mich geniale Einfachheit, welche viele von uns vergessen oder abtrainiert bekommen haben.
    Es reicht doch fuer’s Erste, dass wir das einfach nur probieren… ich bin doch auch noch am Spielen und Ausprobieren – und der Weg ist das Ziel.
    Vielen herzlichen Dank,
    Christian aus Ansbach.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert