Irgendwie stellte ich mir heute Morgen die Frage:
Wovon lenkt eigentlich die öffentliche Berichterstattung zum Thema Virus ab? Wo schauen wir jetzt nicht mehr hin? Wo wird unser Blick hingelenkt und wir folgen bereitwillig, ohne uns zu fragen, was zeigt die andere Richtung? In welche Richtung schauen wir? Welche Richtung übersehen wir?
Zuerst erinnerte ich mich, dass uns gesagt wurde, als es losging, die Maßnahmen dienen dazu, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet werde. Es wurden Beatmungsgeräte angeschafft, Corona-Stationen eröffnet und wir wurden eingesperrt und isoliert in unseren Häusern. Wer eingesperrt ist und in keinen Austausch mehr gehen kann, ist wie jeder weiß, leichter manipulierbar. Wenn dann auch noch die Kunstszene zugemacht wird, dann fehlt jegliche kritische Stimme, die zum Nachdenken anregen kann. Welche Richtung soll hier nicht scheinen?
Zweitens erinnerte ich mich, dass in der angeblich schlimmsten Zeit keinerlei Maske getragen wurde. Sie wurde erst eingeführt als das Schlimmste nach Angaben vorüber war.
Drittens fiel mir auf, dass die Sendungen im Fernsehen um und über das Virus immer nur eine Seite zeigen wollten: Die Gefährlichkeit. Die Bedrohung. Eine geschürte Angst. Sogar Worte wie das „Virus als Feind“ oder die „Ärzte an der Front“ erinnerten an kriegssprachliches Vokabular.
Wo waren wir innerhalb von kurzer Zeit?
Viertens stellte sich mir die Frage: Was war eigentlich vor dem Virus? Wovon sprach die Welt? Erinnern Sie sich? Es war Greta Thunberg und das Klima. Es war Digitalisierung und künstliche Intelligenz.
Was bedeutet das? Wird es eine Zeit nach dem Virus geben? Wie sieht diese Welt aus? Ist es eine menschlichere Welt oder ist es eine fremdbestimmte Gesellschaft, in der wir dann leben?
Sind wir nicht jetzt angekommen, da wo uns alle hinhaben wollten? Digitalisierung überall. Daten ohne Ende. Material für die Gestaltung von Zukunft. Einer Zukunft, die wir als Menschen bestimmen oder einer Zukunft, die von Menschen bestimmt wird, die mit Daten Menschen manipulieren?
Mir fielen beim Nachdenken über diese Fragen, zwei Dinge ein.
Erstens schau doch mal bei der Landesbibliothek vorbei unter dem Stichwort: „Gleichschaltung“.
Zweitens informiere dich einmal im Internet darüber. Ich fange mit dem Internet an. Der überwiegende Teil der Einträge beschäftigt sich mit der „Gleichschaltung“ als ein Wort, dass durch die NS-Zeit geprägt ist und beschreibt, dass ein politisches und soziales System eine Gedanken-und Lebensausrichtung in eine bestimmte Richtung zwingend prägt.
Der online Brockhaus schreibt: „Gleichschaltung, die erzwungene ideologische und organisatorische Ausrichtung aller politisch-gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen und Institutionen auf die in einem totalitären Staat herrschende Partei. Die Gleichschaltung ist ein wichtiges Mittel beim Aufbau und der Absicherung des Herrschaftssystems.“ (https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/gleichschaltung, Zugriff 04.08.2020, 16 Uhr).
Bleiben wir nun einfach einmal bei dem Wort, ohne auf Geschichtliches oder Ansichten und Bedeutungen zurückzugreifen. Das deutsche Herkunftslexikon DWDS bezeichnet als Synonym das Wort: Nivellierung, Gleichmacherei, Abbau von Unterschieden.
Diese Wörter bitte ich nun im Gedächtnis zu behalten.
Meine zweite Recherche im Katalog der Landesbibliothek brachte mir folgendes: Ich fand folgende Literatur mit dem Titel: Fanatismus von Conzen Peter. Neid und Hass von Brol Nadia. Wir standen nicht abseits, Frauen im Widerstand gegen Hitler von Geyhen Frauke. Der Zeitzeuge. Gottfried Benn von Dyck Joachim. Die Verantwortlichkeit der Intellektuellen von Noam Chomsky.
Das heißt, die anders gelenkte Recherche durch die Buch-Welt öffnet ein viel weiteres Feld als das Netz, das seitenlang bei der Zeit zwischen 1930 bis 1945 verweilt.
Die Buch-Welt zeigt Menschen/Autoren, die sich mit dem Thema „Nivellierung, Abbau von Unterschieden“ aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt haben. Das heißt das Feld „Gleichschaltung“ ist umfassend reicher als das Internet es repräsentiert. Wissenschaft findet einen Raum. Zum Beispiel der Beitrag von Ulfried Geuter über die Psychologie des Nationalsozialismus im Buch von Ash Mitchell mit dem Titel „Geschichte der deutschen Psychologie im 20. Jahrhundert“.
Auch führt mich der Blick in einzelne Inhaltsverzeichnis zu anderen Wörtern. Wörter, die hinter dem Wort „Gleichschaltung“ sich verbergen. Zum Beispiel die Wörter: Hass, Neid, Habgier, kollektiver Hass, Diktatur, Verantwortung. Wieder einmal zeigte mir dieser kleiner Ausflug, wie einseitig, eng und klein eine Internet-Recherche ist, gegenüber der vielseitigeren Recherche in der Buch-und Zeitschriften-Welt.
Mich persönlich elektrisierte der Name Noam Chomsky irgendwie. Also blätterte ich nach und stieß auf dieses Video. https://vimeo.com/404077812
Noam Chomsky, Professor für Linguistik in Amerika, geboren 1928. Ja, unglaublich 92 Jahre alt.
Ein junger Linguistiker fragt ihn zum Virus. Seine Antworten sind mehr als unglaublich. Es sind Antworten auf die Frage: Wovon lenkt eigentlich die Meinungsbildung in Sachen Virus wirklich ab? Welche Sprache sprechen die Menschen? Was passiert, wenn Grenzen hochgezogen werden? Was geschieht, wenn alle gesundheitlich nivelliert werden?
Er spricht von der weitaus größten Krise, die die Menschheit erlebt, aber nicht wegen des Virus, sondern wegen der Zivilisationskrise, in der wir leben. Kriege. Flüchtlinge. Klimatische Weltveränderungen. Tiefe sozioökonomische Krisen (Energie, Wasser, Rohstoffe). Er spricht von einem Missbrauch der Menschen durch Social Media. Atomatisiert und isoliert werden wir zu steuernden Elementen in einer sich verschlechternden Demokratie.
Er schlägt als Lösung vor, den Zusammenhalt der Menschen zu fördern, die Demokratie lebendig zu halten und sich immer wieder die Frage zu stellen:
Was für eine Welt wollen wir?
Genau diese Frage stellte ich Angelika Merkel in meinem Brief, den ich im 28. April 2020 schrieb und bis heute keine Antwort erhielt.
Den Brief findet ihr im Blog unter „Brief an Angelika Merkel“. Ich teile ihn heute mit euch, um euch damit anzuregen, vielleicht selbst einen solchen Brief an unsere Kanzlerin zu schreiben. Einen Brief von Mensch zu Mensch, von Frau zu Frau, von Mann zu Frau, von Mutter zu Mutter, von Mutter zu Tochter, von Frau zu Mann.
Wir sind die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, des ganzen Landes. Wir sind Welt-BürgerInnen, mehr als je zuvor. Die Menschen der Kontinente haben sich verbunden durch Wirtschaftlichkeit, durch einen Geldmarkt, durch gegenseitige Abhängigkeiten, wie wohl noch nie zuvor in der Geschichte der Menschen. Wenn wir heute ein Auto kaufen, wissen wir nicht, wo diese ganzen Einzelteile hergestellt werden. Wenn wir heute eine Banane kaufen, wissen wir nicht, wie die Menschen leben, die diese ernten. Wenn wir heute einen Computer kaufen, wissen wir nicht, wieviel Strom er während seiner Lebensdauer verbrauchen wird und wo dieser herkommt. Wir wissen nur, dass die ganze Welt damit zu tun hat. Wir wissen heute, dass es Folgen hat, wenn wir dies oder jenes tun. Folgen, die alle Menschen betreffen, einschließlich unserer Selbst. Daher ist die Frage von Noam Chomsky mehr als berechtigt: Was für eine Welt wollen wir?
Wir sind die Gestalter. Wir sind die Machenden. Wir sind die Tuenden. Wollen wir eine Welt, in der der Mensch menschlich ist und bleibt oder wollen wir eine Welt schaffen, in der Menschen vertechnisiert und atomatisiert sind? Eine Welt, in der der Mensch so sehr verarmt, dass er zu einer künstlichen Intelligenz wird. Er muss sie nicht erschaffen. Er macht sich selbst dazu.
Das kleine Beispiel der Recherche zeigte es deutlich. Eine Internet-Recherche ist eng. Eine Buch-Welt-und Zeitschriften-Welt-Recherche ist groß. Wir können uns groß denken und wir können uns klein denken. Doch für die Folgen müssen nicht nur wir aufkommen, sondern alle Menschen, die nach uns leben ebenfalls. Wollen wir wirklich einen Menschen, der nivelliert ist? Ein Synonym für Nivellierung im DWDS ist Verarmung.
Ich fände es schade, wenn der Mensch sich nivelliert – verarmt, denn er ist ein solches Wunderwerk des Lebens, das so groß und reich ist, dass sein größtes Leben nur eines sein kann, dass immer menschlicher wird als Mensch und nicht als beschränktes in Daten gesammeltes Etwas in Form einer künstlich geschaffenen Intelligenz.