Die Stimme einer Welt II

Buchcover: Die Unteilbarkeit der Erde, von Stephan Mögle-Stadel
Das spricht für sich! Ohne Worte!

Heute möchte ich Euch ein Buch und einen Gedanken vorstellen. Er ist schon alt, wie Berichte und die Literatur zeigen. Dennoch scheinen, wie die letzten Jahrhunderte zeigen, diese Idee, diese Vision immer wieder in eine Vergessenheit zu geraten. Offensichtlich wäre es allerdings für uns alle und damit meine ich wirklich alle und alles auf diesem Planeten und in unserem Kosmos, wenn wir diesem Gedanken einmal folgen würden.

Es ist die Idee des Welt-Bürger-Tums. Wir sind nicht einfach mehr Bürger einer Nation, sondern Bürger EINER Welt. Das Buch „Die Unteilbarkeit der Erde“ von Stephan Mögle-Stadel verfolgt diese Idee und gibt Einblicke, Ausblicke und Sichtweisen zu überdenken, die mehr als gebrauchsfähig sind – gerade jetzt!

Prof. Dr. Dr. Ossip K.Flechtheim, Begründer der Kritischen Futurologie an der Freien Universität Berlin schreibt in der Einleitung von „Die Unteilbarkeit der Erde“:

Unsere planetaren Probleme können nur ihrer Ebene entsprechend subsidiär und global gelöst werden. So entstünde ein neuartiger weltweiter Föderalismus. Ein solche Weltföderation, die auch nach mehr Bürgernähe und Demokratie, und damit nach einer stärkeren Einflußnahme von Nicht-Regierungs-Organisationen (…) verlangt, müßte überlebens-notwendigerweise mit mehr Kompetenzen ausgestattet sein als die realexistierenden ‘Vereinten Nationen’. Dazu benötigen wir Weltbürger, Menschen, welche bereit sind, die Vision von globaler Verantwortlichkeit und globaler Solidarität zu entwickeln, mehr denn je.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 13) (subsidiär = größtmögliche Selbstbestimmung und Eigenverantwortung des Individuums, der Familie oder der Gemeinde) Gerade jetzt so wichtig!

Haben nicht alle Nationen der Welt dieselben Probleme? Bevölkerung? Ernährung? Wohnung? Energie? Wasser? Bildung? Arbeit? Müll? Wirtschaft? Ressourcen?

Verschmutzung, Umgebung, Drohne, Luft, Klima

Stephan Mögle-Stadel macht sogar darauf aufmerksam, dass „unsere Nationalstaatenpolitiker […] für die Globalen Probleme und Herausforderungen ohne welt-verfassungsrechtliches Mandat und infolgedessen im wahrsten Sinne des Wortes verantwortungslos und inkompetent [sind].“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 19) Manchmal denke ich, dass das gerade jetzt zu erkennen ist. Eine Bildungsform für werdende Politiker wäre also erstrebenswert. Müssen wir nicht alle unsere Berufe erlernen? Müssen wir nicht alle einen Nachweis über unsere Fähigkeiten erbringen?

Wenn wir die Welt schon im Großen nicht umfassen und uns in Nationen verlieren, was könnte uns lehren, das Große, das Ganze zu sehen? Wovon könnten wir lernen? Was ist ein föderalistischer Gedanke im Kleinen? Schauen wir uns unseren Körper und Geist an, entdecken wir ein vereinigendes und verbindendes System. Es fragt nicht, was der Unterschied ist, sondern wie können wir trotz der Unterschiede gemeinsam existieren? Wie können wir gemeinsam leben und uns gegenseitig befruchten? Wie können wir unsere Unterschiede für eine Gemeinsamkeit zu Leben erwecken?

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Der Körper und der Geist kennen Föderalismus seit Urgedenken. Die Leber kennt ihre Aufgabe im Gesamten. Der Geist kennt seine Aufgabe im Ganzen. Jedes Teil, jede Existenz in unserem Körper und Geist dient dem Gesamten. Dieses Dienen ist keine Selbstaufgabe, denn dann könnte der Körper nicht mehr existieren. Nein, dieses Dienen ist ein tuender Fluss von lebendigen Funktionen. Alles in diesem Fluss dient seiner eigenen Funktion. Je näher diese eigene Funktion zum wirkenden eigenen Selbst-Tun kommt, je mehr funktioniert das Ganze.

Die Menschheit hat sich durch mancherlei Geschehen und wissenschaftliche Entwicklungen von einem Ganzen abgehängt. Nur in wenigen Fällen erkennen wir, dass wir doch eine Menschheit, ein KörperGeist sind. Interessanterweise ganz deutlich bei Geburt und Tod.

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Wir sind ganz Ganz.
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Wir sind ganz Ganz.

Der Autor von Unteilbarkeit der Erde weist mit Erich Fromm darauf hin, dass ‘es […] keinen Zweifel daran [gibt]: ‚Wir befinden uns noch immer in einer Stammesstruktur. Wir nennen sie Nationalismus. (…) Lernen wir es nicht, als der Eine Mensch in der Einen Welt zu leben, dann wird dieser Nationalismus Bedingungen und Situationen hervorbringen, die die Gefahr heraufbeschwören, daß der Mensch sich selbst zerstört.’ Vielleicht wächst erst nach einem Globalen Crash Test, d.h. wenn unsere weltweite Ego-Diktatur keine Habgier-Imaginationen und keine Sicherheits-Paranoia mehr zu verlieren hat, die fundamentale Kraft ganz Mensch(heit)lich zu werden.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 21)

Gerade jetzt wäre das Erkennen eines Ganzen möglich. Ein Virus – eine Welt. Stattdessen ziehen wir Mauern hoch, machen Grenzen dicht, erschaffen Bestimmungen, die Menschen voneinander trennen und zeigen mit Fingern auf Schuldige, die wir dafürhalten, ohne jemals dies beweisen zu können. Eine „Sicherheits-Paranoia“ par excellence.

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Absolute Sicherheit?

Blitzt aber nicht hier mitten in dieser „Sicherheits-Paranoia“ eine neue Chance für die Idee eines Welt-Bürger-Tums auf? Die Chance einer demokratischen Weltregierung, in der die demokratischen Nationen mit ihren Eigenarten ein großes Ganzes bilden, das ein tuendes Dienen für alle mit allem durch alle in allem ist?

Ist das nicht die Vorstellung des „Ewigen Friedens“, von dem Kant schon 1796 schrieb?

Dieser Gedanke lebte weiter in Schriften auch von Größen wie Schiller, Goethe, Herder und Humboldt. „Zum Weltbürger werden heißt, sich mit den großen Menschheitsfragen auseinanderzusetzen: sich um Frieden, Gerechtigkeit, um den Austausch der Kulturen, andere Geschlechterverhältnisse oder eine andere Beziehung zur Natur zu bemühen.“ (Humboldt, Welche Bedeutung hat das Humboldt´sche Erbe für unsere Zeit?)

Mit welcher Berechtigung wird eine gerechte und friedliche Aus-ein-ander-setzung vermieden? Was ist, wenn eine Politik erlebt, dass sie allein stehen bleibt, während die Gemeinschaft der Menschen sich für-ein-ander entscheiden, statt gegen-ein-ander?

Von einem jeden Menschen hängt dies ab. Jeder Mensch entscheidet sich Minute für Minute für ein Mit-ein-ander oder Gegen-ein-ander. Frieden entsteht nur auf eine Art!

Peter Ustinov, Schriftsteller, Schauspieler, Präsident der Bewegung der Weltföderalisten, und Sonderbotschafter des Un-Kinderhilfswerks legt in der Einleitung weiter dar:

„Das logische Ziel für die Menschheit in der Erhaltung ihrer traditionellen Identitäten ist mit Sicherheit Föderalismus. Er bedeutet kulturellen Stolz ohne nationale Arroganz, Vielfalt ohne Furcht vor Imperialismus und Achtung gegenüber allen Menschen. Das ist eine etwas andere Art zu sagen: ‘Friede’.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 17)

Achtung vor allen Menschen bedeutet, ein-ander zuhören, mit-ein-ander reden. Menschen als …. zu betiteln, ist kein Mit-ein-ander, sondern ein Gegen-ein-ander!

Irgendwie scheint nun auch nach Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte die Menschheit immer noch nicht reif für ein Mit-ein-ander zu sein. Dennoch ist gerade jetzt und gerade hier wieder einmal eine Möglichkeit in der Geschichte der Menschheit, diese Vision wieder ins Licht zu heben. Als 1948 die UN gegründet wurde, wurde dieses Geschehen von dem ersten Weltbürger Garry Davis begleitet.

Eine Erde. Weltbürger Für Menschenrechte (WFM)
weltdemokratie.de

Achtung vor allen Menschen. Egal, was sie denken, glauben, hoffen, meinen. Sie sind Menschen mit dem gleichen Recht auf Leben geboren wie ein jedes Menschenkind. Schuldige zu finden für Antworten, die ein jeder eigentlich nur für sich selbst beantworten kann, ist ein Armutszeugnis an Intelligenz, Herz und Tatkraft.

Dies scheint gerade mehr der Fall zu sein als zu glauben ist. Jede Nation kämpft gegen etwas an, was nicht notwendig wäre. Ein Kontinent wie Afrika kennt das Virus, aber die Todesfälle des Virus Covid-19 sind gering, auch wenn fast kein Afrikaner geimpft ist. Nicht nur, weil diese Staaten kein Geld für den Impfstoff haben oder keine Ärzte, die die Fälle diagnostizieren (im Übrigen ähnlich wie bei uns – welcher Covid-19 Patient sieht bei uns einen Arzt in Quarantäne?), sondern auch, weil wir hier als der reiche Westen die Substanzen aufkaufen. Gleicher Mensch und gleicher Planet?

Der Planet Erde - Astronomie Lexikon - Sonnen-Sturm.info
Eine Erde. Eine Welt. Ein Planet. Ein Kosmos.

Vielleicht existiert in Afrika auch Dank alter heilender Medizin eines „kleinen Medizinmannes/Medizinfrau“ ein Überwinden der Erkrankung? Ist das, was wir hier machen, wirklich und wahrhaftig NOT – WEND-ig? Gibt es hier eine Not, die zu wenden wäre? Gibt es nicht eher eine Not, die wirklich zu wenden wäre?

„Denn wir, die bislang kosmo-politisch entmachteten Bürger dieser Erde, sind es, die in dem drohenden Systemkollaps einer planetaren verantwortungslosen Inter-Nationalität sterben müßten, wenn es nicht gelingt zuvor noch eine alternative und zukunftsweisende Organisation unserer Staatenwelt als Weltbundesstaat zu etablieren.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 26)

75. Jahrestag des ersten Atombombenabwurfs auf Hiroshima
Wer oder was starb in Hiroshima? Menschen wie du und ich.

Nämlich die Not, dass wir Menschen, Menschen als Menschen missachten? Dass wir Menschen in Klassensysteme pressen? Dass wir Menschen immer noch nicht bewusst erfasst und erkannt haben, dass wir als Menschen, als ein Individuum unsere Verantwortung für uns selber tragen? Dass wir diese Verantwortung am besten tragen lernen, wenn wir selbst auf die Suche nach der Antwort ganz eng bei uns selbst anfangen? Nicht beim Nachbarn. Nicht beim Arbeitskollegen. Nicht beim Nächsten. Sondern immer wieder neu bei uns selbst!

Individuum | Kunst skizzen, Illustration, Zeichnungen
Individuum!

Muss es erst zu diesem Elend kommen bevor wir verstehen, dass wir alle auf dem gleichen Planeten sitzen? Einem Planeten, der das zeigt, was wir gestalten? Einem Planeten, der so gutmütig zu uns ist, dass er immer wieder gesunden und damit auch wir gesunden können, wenn wir ihn und uns nur lassen würden?

„Für die Realisation der Begriffe Globale Gewaltenteilung, Weltfrieden, Weltbürgertum, Weltparlament, Weltföderalismus, Weltverfassung, Weltrechtsstaatlichkeit, Weltparlament, Weltpolizei etc. sind wir alle mitverantwortlich.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 26)

Derzeit sind wir auf dem besten Wege das große WIR einer einzigen Menschheit in tausenden von Stücken zu zerschlagen. Das Ergebnis könnte uns unsere Geschichte mehrfach zeigen. Aber auch hier ist es scheinbar so, als gäbe es keine Geschichte und keinen Untergang von Kulturen und Zivilisationen und auch keine Kriege, die entstanden sind durch das Zerschlagen von einem WIR.

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Heute möchte ich enden mit „Aurelio Peccei, […] ehemaliger Chefmanager des Fiat-Konzerns: […] ‚Wie könnte ich irgend etwas anderes tun, wenn ich meine Kinder und Enkel ansehe?‘ Alle Weltbürger könnten es aus dieser Perspektive sehen, tun es aber nicht. Das ist der Unterschied zwischen Peccei und den anderen, seine Sorge gilt der ganzen Menschheit.“ (Die Unteilbarkeit der Erde 1996, S. 24)

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Aurelio Peccei

Übrigens einem Dalai-Lama auch und ich hoffe noch vielen weiteren Menschen!

„Es gibt kein bestimmtes Muster oder Modell, nach dem sich alle Geschichte entwickeln muß. Ihr Verlauf wird von der Natur des kollektiven Karmas der Lebewesen in dem besonderen geschichtlichen Abschnitt bestimmt.“ (Chang 1989, S. 12)

Wir sind die Gestalter und Gestalterinnen dieser unserer Welt. Was für eine Welt wollen wir? Lassen Sie uns gemeinsam eine Welt gestalten, die wirklich die Menschen als Menschen achtet. Lassen Sie uns gemeinsam eine Welt gestalten, die eine Menschheit ist, die ein Wir für eine Erde, einen Planeten, für eine Welt leben.

Literaturverzeichnis

Chang, Garma C. C. (1989): Die buddhistische Lehre von der Ganzheit des Seins. Das holistische Weltbild der buddhistischen Philosophie. Bern: O. W. Barth Verlag.

Die Unteilbarkeit der Erde. Globale Krise, Weltbürgertum & Weltföderation ; eine Antwort an den Club of Rome (1996). Unter Mitarbeit von Stephan Mögle-Stadel. Bonn: Bouvier.

Sind die 60-er, 70-er, 80-er Jahre ein Vorbild?

Volljährigkeit. Hippies. Das sind wir. Schaut hin.

Irgendwie fallen mir in den letzten Tagen und Wochen einige Sprüche aus meiner Vergangenheit ein. Dazu gehört: Mein Bauch gehört mir. Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose. Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin.

Ich bin 1960 geboren worden, das heißt ein durch und durch im Aufschwung geborenes Leben. Meine Eltern waren im zweiten Weltkrieg Kinder. Meine Großeltern erlebten ihn als Erwachsene. Doch, auch wenn 1960 gerade 60 Jahre her sind, so ist diese Zeit eine der entwicklungsträchtigsten Jahre unseres menschlichen Daseins. Wenn zu Beginn des 19 Jhd. mit der Industrialisierung Umweltproblematiken entstanden, so sind diese heute zu einem so großen Berg angewachsen, so dass viele nur noch vor den Berg schauen, aber weder hinein noch von oben darauf. Dadurch scheint er nicht zu existieren und wenn, dann ist es eben ein Berg wie jeder andere auch. Bemerkenswert ist an dieser Stelle jedoch, dass dieser Berg eben nicht ein Berg ist wie jeder andere.

Der normale Berg ist in einem Kreislauf eingebunden. Wetter, Jahreszeiten, Tier-und Pflanzenwelt, menschliche Erholungsstätte – alles kommt und geht, greift ineinander, nichts bleibt übrig, nichts verschwindet – alles findet seine Anwendung. Heute nutzt die Permakultur ein solches Ineinandergreifen.

Als die Menschen für „Atomkraft. Nein. Danke.“, als die Frauen für ihre Rechte „Mein Bauch gehört mir“ auf die Straßen gingen, lebten sie eine Form der Demokratie. Sie traten ein für eine Meinung, für eine Ansicht. Möge sie richtig oder falsch sein, sei einmal einfach dahingestellt. Es geht schlichtweg um die Möglichkeit, seine Meinung zu vertreten. Für seine Ansicht eintreten, eine Schritt tun.

Was ist eine Demokratie, wenn keiner hingeht? Was ist eine Demonstration, was ja nichts Anderes bedeutet als ein Zeigen, ein Hinweisen, ein Deutlich-Machen, ein Anzeigen, wenn keiner sich berufen fühlt, mit hinzuweisen auf? Ist unsere Welt so klar strukturiert, dass ein Hinweisen auf eventuell nicht klar definierte Grundlagen und Annahmen nur fehlerhaft scheint?

Am 18. November 2021 war das Fest der Philosophie. Jedes Jahr im November findet ein solcher Tag zu Erinnerung an die lebendige Philosophie statt. Im kleinen Rahmen fand bei mir eine Gruppe von Menschen zusammen, die sich die Frage stellte: wie das kleine Wort „weil“ unsere Gegenwart bildet?

Lange Nacht der Philosophie - Dornbirn - Aktuelles zu ...
2019 war die erste lange Nacht der Philosophie in Coburg. Wann kommt sie wieder? Kultur ist Leben, ist Vielfalt, ist Kreativität. Wollen wir sie sterben lassen?

Dabei kam es an einer Stelle zum Ende in der großen Plenumsrunde zu einem bemerkenswerten Diskussionspunkt. Es ging um Hunger. Die Frau kommt verspätet von der Arbeit nach Hause. Es ist kein Essen zubereitet. Sie fragt: Hat denn hier keiner Hunger?

In diesem Moment passiert etwas Unglaubliches. Ohne dass wir es bemerken, schleicht sich eine Annahme in unser Denken. Wir übertragen eine Annahme, die unsere eigene ist auf alle anderen. Es fällt nicht auf. Es geschieht unbeabsichtigt. Es taucht einfach auf. Doch es hat Folgen! Mit dem Ansetzen einer Annahme, in der Mathematik heißt dies eine Voraussetzung setzen, legen wir fest, von welchem Punkt wir ausgehen wollen. Wir machen eine Verallgemeinerung. Ob diese wirklich für alle gültig ist, setzen wir fest. Einen Beweis dafür gibt es nicht. Dies scheint sehr vernünftig zu sein, denn irgendwo müssen wir ja anfangen.

Verstehe den Beweis zum Distributivgesetz nicht. Zeigen ...
Es seien = Festlegung, Annahme, Voraussetzung. Hier wird das Distributivgesetz/Verteilungsgesetz bewiesen.

Wichtig an dieser Stelle ist jedoch, dass wir darum wissen, dass wir eine Annahme, eine Voraussetzung setzen. Wenn wir dies nicht tun, läuft ein Geschehen ab, dass uns ohne unser Wissen ganz schnell in eine Bewertung führt. Mit einer Bewertung wächst wiederum ein Umstand, den wir in der Regel nicht wollen. Wir sondern aus. Jede Bewertung, die wir fällen, führt zu einer Aussonderung.

Dieser Mensch ist behindert, dieser ist krank, dieser ist arm, dieser ist reich, dieser ist arbeitslos, dieser ist arbeitsscheu, dieser ist ….Jedes Mal greifen wir zu einer Annahme und somit zu einer Beurteilung eines Menschen.

In Wirklichkeit wissen wir jedoch nicht, was dieser Mensch ist. Wir wissen auch nicht, was wäre, wenn wir eine andere Annahme setzen würden. Wir wissen erst dann etwas, wenn wir es ausprobieren, wenn wir es tun.

Das Besondere an Annahmen ist, dass wir sie jederzeit verändern können. Dies geht natürlich nur, wenn uns klar ist, dass wir nach Annahmen und Voraussetzungen handeln.

Im individuellen Bereich können wir unseren Annahmen und Voraussetzungen sowohl bei einer „guten“ Psychotherapie als auch in meditativer Praxis auf die Spur kommen.

Wissenschaftler gehen oftmals davon aus, dass die Annahme, die sie jetzt tätigen ohne Alternativen sind. Wissenschaftler wie Heisenberg nahmen die Alternativen mit hinein, ebenso ein Philosoph wie Edmund Husserl, der in seinem Buch über die Krisis der europäischen Wissenschaften genau dies zum Aufbau seiner Phänomenologie nimmt. Er stellt die berechtigte Frage an jede Wissenschaft, wie ein Phänomen überhaupt in unser Gesichtsfeld kommt?

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https://itp-buw.de/

Aufzustehen, Einzutreten, Aufmerksames Verfolgen, Genaues Lesen, Hinterfragen, „Geistiges Abmessen = Meditieren“ – all dies sind Möglichkeiten, unbemerkt gesetzten Annahmen auf den Grund zu gehen.

Derzeit finden so massive Annahmen statt, dass ich oftmals schwindelig davorstehe und mich frage, ob Politiker als Stellvertreter für uns Bürger überhaupt noch wissen, was sie tun.

Wenn ein Politiker die Äußerung macht, dass es doch so sei, dass bis Ende des Jahres alle Bürger geimpft, genesen oder gestorben seien, so ist dies eine so menschenverachtende, menschenunwürdige und respektlose Annahme, dass es mir die Sprache verschlägt.

Merkwürdig ist, dass bei uns das Setzen von Annahmen und Voraussetzungen so in den menschlichen Denkweisen angekommen ist, dass scheinbar niemandem mehr auffällt, was hier gerade geschieht. Völlig außer Acht steht hier der einfache gesunde Mensch. Gestern Abend auf dem Marktplatz in Coburg bei der Demonstration „Schweigen für die Menschlichkeit“ sagte die Mutter einer Tochter mit Trisomie 21, dass ihre Tochter keinerlei Anschluss mehr hätte, weil ja Gruppe ohne ….verboten sind. Sie sagte den wunderbaren Satz: Meine Tochter ist doch einfach nur gesund.

Selbst in den schlimmsten Pestzeiten, Cholerazeiten und anderen Erkrankungen der Menschheit gab es die Gesunden. Es gibt sie immer. Es ist ja nicht nur so, dass die meisten Erkrankten gesunden, sondern es ist ja auch so, dass gerade die Erkrankungen der Menschheit für Ihre Anpassungen an das Leben auf diesen Planeten von Nöten war. Vielleicht ist dies gerade jetzt so?

In einer Welt werden Menschen einer gentechnischen Maßnahme unterzogen, statt zu schauen, wo und wie wir unser Tun auf dieser Welt zum Wohle aller Menschen und der Menschlichkeit einsetzen können. Stattdessen: Urwälder gerodet. Seltene Erden ausgebeutet. Kinderarbeit. Kinderprostitution. Kindersterblichkeit (Asien, Indien, Südamerika). Frauen abgeschnitten von Bildung (Afghanistan, Belarus). Digitales Vorantreiben ohne den Energiebedarf zu bedenken. Rüstungsaufbau statt Bildungs-und Forschungsaufbau.

Gerade jetzt wäre die Zeit gekommen, dass sich alle Staaten der Welt verbinden (Weltbürgertum), dass jede Kriegsmaschinerie abgeschafft und jeder nur erdenkliche Cent in die Forschung und Bildung gesteckt wird, um den Menschen eine menschliche Welt zu schaffen und unseren Kindern zu hinterlassen.

Wie ist angesichts der derzeitigen Situation zu verstehen, dass überhaupt Dividenden ausgezahlt werden und sogar mit einer Steigerung gerechnet wird? Welche Unternehmen haben sich hier an Kurz-Arbeiter-Geld und Co bereichert und ihre Geschäftsgelder arbeiten lassen?

„In den letzten Jahren waren die Dividendenzahlungen der DAX Unternehmen konstant hoch. Für die DAX Dividenden 2022 wird erwartet, dass ca. 37 Milliarden Euro der Gewinne aus dem Geschäftsjahr 2021 ausgeschüttet werden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von ca. 14 %.“ https://www.dividenden-kalender.de/

Wie viele Kinder auf der Welt (siehe auch „Biene Maja“) wurde durch das jetzige politische Gebaren, das die Verhältnismäßigkeit des tatsächlichen Geschehens um ein Vielfaches steigerte, geschädigt?

 „Die Pandemie ist weit mehr als eine Gesundheitskrise. Viele Familien weltweit haben durch ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen von einem auf den anderen Tag ihre Existenzgrundlage verloren.“ Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland

Ist es verantwortlich, dass in einem so reichen Land wie wir es haben, die Armut beständig steigt? Ist es notwendig, dass die Schere zwischen Armut und Reichtum weiter ansteigt?

In Zeiten wie diese, wo die Distanz zwischen den Menschen propagiert wird, stellt sich die Frage nach der Menschlichkeit Minute für Minute neu.

Menschlichkeit für einen Moment | Kirche im hr
Menschlich ist altern und krank werden, sein, gesunden und auch sterben. Mein Hausarzt sagte einmal zu mir: Wir können auch gesund sterben! Ist das heute noch erlaubt?

Wenn wir jetzt sagen würden: Stell dir vor, es gäbe Corona und keiner geht hin, was würde dann passieren? Könnten wir dann unserer Menschheit nicht vielleicht genau die Immunität schenken, die sie jetzt für die neue Zukunft braucht? Könnten wir dann vielleicht wieder unsere Menschlichkeit im gegenseitigen Helfen und Füreinander-Dasein erfahren – das, was wir offensichtlich in den letzten Jahrzehnten verlernt haben? Könnten wir dann nicht erforschen, wie die Menschen heute mit einer neuen Erkrankungswelle umgehen? Warum stellen wir uns so massiv dagegen, neue Erfahrungen zuzulassen im Angesicht einer Welt, deren Energien und Kräfte wir einfach ungehindert weiter ausbeuten im Sinne von gewinnträchtigem Geldwirtschaften?

Wäre dies nicht jetzt eine Möglichkeit wieder zu erkennen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen? Ein Millionär braucht den Installateur wie der Arme. Ein Millionär braucht den LKW-Fahrer wie der Arme. Keine Milch ohne ihn. Kein Stein, kein Rohr ohne ihn. Ein Millionär braucht den Bäcker, die Putzfrau im Supermarkt genauso wie der Arme. Mit welch einer Berechtigung sollte sich der Millionär nur bereichern, statt wie der Arme es durch seine häufig unangemessen bezahlte Arbeitskraft (1-Euro-Jobber, Mindestlohn) tagtäglich tut, arbeiten für einen angemessenen Lohn? Sie können auf Dividenden verzichten und der Allgemeinheit spenden. Sie können die Kriegsmaschinerie, die tötet, ersetzen durch Maschinen, die dem Menschen beim Leben helfen. Sie haben die Mittel dies für die Menschheit und ein gesundes Weltbürgertum zu tun. Ihr Anteil ist entstanden durch jeden Menschen, der arbeitet. Jeder Cent, der weltweit entsteht, entsteht durch Arbeit. Gleichgewicht bedeutet die Waage halten. Wie ist es möglich, dass das Gleichgewicht so entgleist, dass sogar ein Kleinstlebewesen (auch wenn es so nicht definiert ist) , wie ein Virus, deutlich machen muss, schaut jetzt endlich einmal her?

Buchcover: Die Unteilbarkeit der Erde, von Stephan Mögle-Stadel
Eine Welt. Eine Menschheit. Ein Organismus. Jedes Wesen bildet mit Schaffenskraft. Sowohl gut wie schlecht. Wie wollen wir leben?

Es wurde viel geredet von Meditation = Geistiges Abmessen in Unternehmen. Aber, wenn es soweit ist, machen sie einen Rückzieher. Gewinnbestrebungen und Aktienkurse – Zahlen bestimmen das Tun, so wie jetzt Zahlen eine gegenwärtige Welt erschaffen, die lediglich Annahmen und Hypothesen sind.

Intuitive Gewissheit ist erlernbar. Weisheit ist erlernbar. Erfahrendes offenes Wissen schaffen ist erlernbar. Nur eine einzige Bedingung ist von Nöten. Die Absicht für die Menschheit Menschliches zu wollen. Die Mittel und Wege mögen seltsam erscheinen und auf den ersten Blick unlogisch. Doch Logik heißt Sammeln. Sammeln von Erfahrungen. Erfahrungen entstehen durch eine Auseinandersetzung mit den eigenen und den fremden Annahmen. Dann öffnet sich eine Welt, die größer ist. Sie lässt Alternativen zu, Kreativität wachsen und Räume entstehen für ein menschliches würdiges Leben, das sich fortsetzt in ein würdiges Leben aller Wesen dieses Weltenraums.

Seien sie stark für die Menschlichkeit. Es lohnt sich, denn sie ist die Einzige, die uns trägt.

Dafür lohnt es sich einzustehen. Gewählte Abgeordnete der europäischen Union taten dies. Sie weisen auf Missstände hin, die anwachsen und anwachsen und kein Ende zu kennen scheinen. Doch, ein Ende gibt es immer. Doch, wie dieses aussieht, entscheidet jeder Mensch selbst. Er ist Mitträger der Gemeinschaft Mensch. Wie unsere Welt aussieht heute, morgen, übermorgen, hängt von unserem Tun ab. Ist der Mensch unser Freund? Ist der Mensch unser Nachbar? Ist der Mensch unser Nächster? Ist der Mensch der Mensch, der mit uns Mensch ist? Ist der Mensch, der, der mir ähnlich ist? Ist der Mensch, der mit mir das Leben und Sterben teilt? Ist der Mensch emotional, geistig, körperlich mit mir übereinstimmend?

Wir entscheiden über die Welt von heute und morgen. Welche wir wollen und welche wir erschaffen, liegt wirklich in unseren Händen.

Für die Menschlichkeit einer gesunden geistigen und körperlichen Menschheit. Es liegt bei uns, bei jedem von uns.