„Der offene Marktplatz“ Montag, 11. Mai 2020

Der offene Marktplatz ist seit dem die Menschen seßhaft sind, der Platz an dem sich die Menschen treffen und ihre Waren anbieten oder ihr Können. Vom Gaukler bis zum Bader. Vom Tierverkäufer bis zur Kräuterfrau. Von der Waschfrau bis zum Fleischer. Vom Handwerker bis zum Lebensmittelverkäufer. Salz und Pelze. Kräuter und Seide. Ein Tummelplatz der Welt.

Er kannte nie eine Grenze. Der Marktplatz als Treffpunkt, Austausch von Neuigkeiten, Kaufen und Verkaufen, Sehen und Gesehen werden. Der Marktplatz als ein Abbild des Menschen. Vielfältig. Bunt. Der Marktplatz als das Zentrum des menschlichen Zusammenlebens.

In Athen war es der Platz des Sokrates. Er hielt die Menschen zum eigenständigen Denken an. Es wird diskutiert. Es wird laut gedacht und leise. Menschen hören zu, sprechen oder schweigen. Lauschen und gehen nach Hause und erzählen, was sie gehört und gesehen haben.

Manchmal dient der Marktplatz dem Feiern, z.B. Die Wiedervereinigung Deutschlands. Manchmal dient er Menschen zur Demonstration, um öffentlich bekannt zu machen, das ist unsere Meinung.

Was geschieht, wenn der offene Marktplatz fällt? Wenn Gesichter mit Masken den Raum ergreifen? Masken behindern die Atmung. Masken behindern beim Sprechen. Masken behindern das Zuhören können. D.h. Masken sind sozusagen unbedacht Förderer einer Welt, in der das eigenen Atmen, Sprechen und Zuhören unerwünscht ist.

Stattdessen gibt es den virtuell sich öffnenden Marktplatz. Alles, was der Mensch braucht, ist virtuell zu bekommen. Er braucht den offenen Markt nicht mehr zum Einkaufen. Er braucht ihn auch nicht mehr zum Austausch. Der virtuelle Raum ermöglicht auch dies.

Warum sollten wir Menschen also den offenen Marktplatz als Versammlungsort retten wollen?

Interessanterweise ist es das Treffen der Menschen auf dem Platz das Tun, das den Marktplatz bis jetzt vor seinem Ende bewahrt hat. Heute finden wir auf vielen öffentlichen Marktplätzen Cafés und Restaurants. Stühle laden zum Verweilen ein. Zum Eis essen oder…..

Und immer wieder gilt der Marktplatz als der Treffpunkt. Wenn wir nun zusehen, wie auch diese letzte Möglichkeit des Marktes als Treffpunkt langsam verschwindet, was geschieht mit dem Mensch-Sein als soziales Wesen?

Ist ein Cyber-Raum wirklich die Alternative zum echten Kontakt? Sind Daten, die nichts Anderes sind als Zahlenkolonnen, die jederzeit von jemanden geknackt werden können (Sagte mir einmal vor vielen Jahren mein Professor der Kryptologie; auch wenn inzwischen viel passiert ist, denke ich, dass es kein unknackbares System gibt.), sind sie wirklich die Zukunft der Menschheit? Wenn ja, was macht das mit dem einzelnen Menschen? Wenn nein, welche Möglichkeiten haben wir?

Ich finde, dass der Marktplatz eine Rettung verdient, denn er ist der Versammlungsort. Fällt er, fällt dann nicht auch so etwas wie Meinungsfreiheit, wie Freiheit überhaupt?

Ein Hoch auf den Marktplatz und allen Menschen, die sich da treffen. Wann treffen wir uns?

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