Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, lese ich gerade ein Buch über die Sufis. Heute morgen las ich über eine Sufi mit Namen Omar Khayyam. Man weiß nicht viel über ihn, schreibt Idries Shah. Das, was man von ihm weiß, ist vielfach nicht in Ganzheit durchdrungen und fehlerhaft in die literarische Welt gegangen. Aber ein Satz, sagt Idries Shah, gehe aus einem Gedicht von ihm hervor. Dieser Satz heißt: “ O ihr Ignoranten – der Pfad ist weder dies noch jenes!“
Dieser Satz erinnert ganz stark an Dogen Zenji und den Zen-Buddhismus. Immer, wenn wir meinen, wir hätten es gefunden, den Stein der Weisheit, so heißt es: Findest du Buddha, schlage ihm den Kopf ab. Ja, es ist weder dies noch das. Ja, in dem Moment, wo es auftaucht, ist es schon Vergangenheit. Ja, nicht daran hängen bleiben. Ja, zu diesem einzigartigen Augenblick, auch dem Augenblick von Völkern in der Welt mit einem Virus. So gerne wir dies nicht hätten, sondern lieber wieder unsere „Normalität“ hätten, so ist es dennoch ein Augenblick, der genau so gerade existiert. Es gilt dies in allem zu achten und keine Urteile für oder gegen auszusprechen. Zuzuhören ist eine gute Eigenschaft. Sich selbst und anderen. Der Philosoph Ralph Waldo Emerson sagte einmal, als man ihm vorwarf, er sei nicht philosophisch genug, weil er sich mit den einfachen Menschen auf der Straße unterhalte und ihnen zuhöre, dass genau das es wäre, wodurch er sehr viel gelernt habe. In der jetzigen Phase, in der nicht so viele Menschen aufeinandertreffen, ist ein Wort ein Tropfen in einem See. Hören wir ihnen zu. Den weniger Worten. Schauen wir zu. Dem weniger Tun.
Schmecken wir diese Zeit, mit dem Geschmack von mehr frisch gebackenen Kuchen und Plätzchen. Gestern frisch gebackene Orangen-Schokokekse. Ich liebe sie. Riechen wir in dieser Zeit wieder mehr den Frühling, weil Zeit, unsere Zeit, wieder eine individuelle Dimension ist, wie sie es schon immer war, ist und sein wird. Nun neu entdeckt.