Dienstag, den 14. April 2020 „Schönheit“

Es ist Frühling. Die Bäume blühen in allen Farben. Die Blumen tun es ihnen nach. Das Grün entfaltet sich mit den aufgehenden Blättern.

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Es strahlt in einem lichten hellen Grün, dass es so nur im Frühling gibt. Ist das Schönheit? „Das Schöne [ist] schwierig, zu lernen wie es sich verhält.“ (Plato et al. 1991, Kratylos 384b).

Platon schreibt, dass es schwierig sein, wie sich Schönheit verhält. Kann auch Hässlichkeit schön sein? Was unterscheidet eigentlich Schönheit und Hässlichkeit? Ist ein Virus schön oder hässlich? Für einen Virologen ist ein Virus wahrscheinlich schön, faszinierend, erstaunlich und anziehend. Für einen Kranken ist ein Virus wahrscheinlich eher hässlich, abstoßen, erschreckend und abstoßend. Was ist Schönheit? Der Physiker Heisenberg schrieb einmal über seine Erforschungen mit den Atomen und der Quantentheorie, dass er auf „Strukturen von ganz ungewöhnlicher Einfachheit, Geschlossenheit und Schönheit gestoßen ist, auf Strukturen, die […] die Welt im Ganzen betreffen.“ (Heisenberg 1971, S. 41–42). 

Ein Virus ist ja interessanterweise auch etwas sehr Einfaches. Es kann nicht einmal allein leben. Es braucht einen Wirt, der ihm das Überleben sichert. Was ist der Wirt? Ja, ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze. Aber, wofür steht ein Wirt? Ein Wirt bewirtet. Er sorgt sich um das Wohlergehen seiner Gäste. Warum tun wir dies eigentlich jetzt nicht? Wen bewirten wir eigentlich? Ja, unsere Kinder, die Großeltern (In diesem Jahr fiel dies für viele zu Ostern aus.), den Kranken, den Nachbarn zu einem Fest…. Es gibt viele Gelegenheiten, in denen wir andere Menschen bewirten. Was hat das mit Schönheit zu tun?

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Wir können das Bewirten als Anstrengung definieren. Wir können Bewirten aber auch als Schönheit festlegen. Es kommt auf unser Sichtweise an. Oftmals machen wir es auch abhängig von dem Gast, der erscheint. Den Onkel mögen wir nicht. Da reicht das einfach Essen. Die Mama lieben wir. Wir geben uns große Mühe mit einem guten Essen. Das Virus mögen wir nicht. Wir bewirten es nicht. Die Menschen halten sich fern voneinander, um die Ansteckung zu verringern. Was tun wir hier? Reißen wir nicht den Menschen aus seiner Menschlichkeit, die gerade diesen Gast bewirten könnte, so dass er sich gesehen fühlt und sich dann gerne verabschiedet, verändert und zufrieden nach Hause geht? Lassen wir die Menschlichkeit nicht in ihrer ganzen Funktion an einem Gast scheitern? Sollte ein Wirt nicht seinen Gast mit aller Höflichkeit begegnen, seine Schönheit und seine Wirklichkeit anerkennen?

Tut ein Wirt dies nicht, dann entstehen Hässlichkeiten, die die Welt umrunden können, da es zu üblen Nachreden kommen kann. Was bleibt also bei einem Virus im Gedächtnis? Was bleibt uns Menschen im Gedächtnis? Bleibt uns nur im Gedächtnis, einen ungewollten Gast los zu werden, den wir übrigens nach Aussagen von Virologen nicht mehr los werden (Sollen wir daher die Menschheit lebenslang einsperren?) oder sollten wir langsam anfangen, uns mit einem, wenn auch noch so unbeliebten Gast anzufreunden? Sollten wir nicht lernen, ihm zuzuhören, um zu erfahren, was er uns sagen will? Zurückweisen können wir vieles, aber nutzt es uns etwas? Die Australier kennen den Bumerang.

Ist unser neuer Virus nicht schon ein Bumerang unseres eigenen Tuns, das die Erde als Wirt benutzt hat und dabei vergaß, dass ein guter Wirt seinen Gast pflegt? Viele Fragen bewegten mich heute. Am bedeutsamsten scheint mir heute, dass es gilt langsam los zu lassen. Was? Die Angst. Die Panik. Die Wut. Die Trauer. Den Tod. Das Leben. Einfach alles, um einfach zu leben. Wo? Hier und Jetzt.

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