Donnerstag, den 02.04.2020 „Was ist der Himmel?“

Gestern ging ich mit Manfred im Park Rosenau in Rödental spazieren. Wir schauten den schwarzen Schwänen auf dem See zu, die wohl zum ersten Mal seit drei Jahren wieder Junge aufziehen. Wir unterhielten uns darüber, dass die Menschen das schöne Wetter und auch wärmere Wetter wieder nutzen, um eine paar Schritte zu gehen. Es gibt ja viele Familien, die keinen eigenen Garten haben. Es gibt viele Menschen, die nicht einmal einen Balkon haben. Es gibt viele Menschen, die bei dieser Kälte draußen leben. Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht kennen. Dazu gehört auch ein Virus mit Namen Corona, den wir genauso wenig kennen wie wir uns selbst. Wo fängt man an, etwas kennen zu lernen? Bei dem Anderen? Bei uns selbst?

Der Buddhismus sagt da ganz klar, bei uns selbst. Wenn das so ist, was ist dann Himmel? Da war sie die Frage. Ich stellte sie Manfred. Er sagte: Über uns. Da oben. Ich lächelte und sagte: Und? Und? Und? Jetzt lächelte er und meinte: Wo ist den nun der Himmel? Wenn wir sagen „Über uns“ oder „da oben“, dann schieben wir den Himmel ja sozusagen weg. Aber, der Himmel ist nicht weg, sondern genau da, wo wir auch sind. Es kommt auf die Herangehensweise an. Der Buddhismus sagt: Erforsche dich selbst. Wenn du dich selbst erforscht, entdeckst du die Welt. Also ist der Himmel ja nicht nur einfach dort oben, sondern auch genau hier, wo ich sitze und diese Zeilen schreibe und dort, wo ich stehe oder liege oder sitze oder rede oder….eben, überall dort, wo ich bin und was ich gerade bin. Gerade jetzt vom Himmel als ein Selbst zu sprechen, in einer Zeit, in der die Angst vor einer Erkrankung herumläuft und allen die lange Nase zeigt, in der Menschen mit ihrem Leben ringen und sterben, was nutzt mir da ein Wissen von einem Himmel, der ich bin? Ich formuliere die Gegenfrage und frage: Ist es nicht schöner himmlisch zu sterben als hässlich? Doch, wer entscheidet das? Wenn ich den Himmel kenne, kenne ich die Hölle auch, denn sonst würde ich den Himmel nicht kennen können. Also kann ich mich entscheiden, wie ich leben und wie ich sterben möchte. Himmel? Hölle? Was ist das also? Ist es nicht himmlisch, atmen zu können? Ist es nicht himmlisch, Stimmen zuhören zu können? Ist es nicht himmlisch, sich spüren zu können? Ist es nicht himmlisch, riechen zu können? Ganz egal, wie schlimm, wie schön, wie hässlich, wie armselig, wie wunderbar ein Moment ist, ist es nicht himmlisch, ihn überhaupt zu bemerken? Ist dieses Bemerken nicht das, was unser Leben reicht macht? Je mehr wir bemerken, je mehr können wir entscheiden, was himmlisch oder hässlich ist. Je mehr wir spüren, je mehr können wir wahrnehmen, was da himmlisch sein kann und was nicht. Je mehr wir aufmerksam sind, je mehr sind wir aufmerksam zu uns selbst und somit in einem zufriedenen Zustand und ist das nicht himmlisch?

Ich wünsche uns jedenfalls, ganz egal, was auch geschehen mag, dass wir den Blick für das Himmlische nicht verlieren, sondern dass es groß und weit wird wie der Himmel selbst, der genau hier ist. Denn, wo sollte er sonst sein?

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