Samstag, den 04. April 2020 „Akzeptanz des eigenen Seins“

Der Mensch ist eines der vielfältigsten variantenreichsten Lebewesen, die wir scheinbar kennen. Ein Blatt am Baum scheint so auszusehen wie eben ein Blatt am Baum.

Eine Rosenblüte scheint eben wie ein Rosenblüte auszusehen. Ein Labrador scheint wie ein Labrador auszusehen.

Doch, was ist hier wirklich der Fall. Da ich selbst nicht so viel über Hunde und Pflanzen weiß, greife ich auf den Menschen zurück. Auch, wenn ich von dem soviel wie weiß wie über Pflanzen scheint er mir näher zu sein, weil ich selbst ein Mensch bin. Was bedeutet die Akzeptanz des eigenen Seins? Viele schwere Wörter. Akzeptanz kommt von dem lat. Wort acceptare und bedeutet annehmen, zulassen. Eigen steht für die Bedeutung zu jemandem gehören, jemandes Besitz sein. Sein bedeutet nicht einfach nur Existenz, sondern im mittelhochdeutschen stand es auch für Wachsen und Gedeihen. Wenn wir dies nun alles zusammen greifen, bedeutet offensichtlich „die Akzeptanz des eigenen Seins“, zuzulassen, was uns gehört und wachsen zu lassen. Was ist dieses „was uns gehört“?

Meditationsraum Zenhof Rödental e.V.

In der Meditation Zazen schauen wir uns genau dies an. Unser Körper und unser Geist ist das uns Nächste, das Nahenste, was es gibt. Dies erforschen wir. Dabei entdecken wir Eigenes, was uns nicht gefällt. Wir wollen es dann nicht zulassen und wehren uns. Dann bekommen wir Schmerzen. Und, weil wir Schmerzen bekommen, hören wir auf zu meditieren. Und genau da fällt die Akzeptanz des eigenen Seins. Wir wollen vorschreiben, was richtig, was falsch ist. Wir verfallen in die Nicht-Akzeptanz. Wir fallen in die Rechthaberei. An diesem Punkt akzeptieren wir nicht nur nicht unser eigenes Sein, sondern an diesem Punkt entsteht etwas, das wir gar nicht beabsichtigen und dennoch geschieht. Durch die Nicht-Akzeptanz unseres eigenen Seins akzeptieren wir auch andere eigene Seins nicht mehr, weil wir wissen es ja besser, wie jemand zu sein hat.

Jetzt beginnt sich der Kreislauf zu drehen. Nun hat Hass und Denunziation, nun hat Fremdsein und Heimat, nun hat Abwehr und Krieg einen Boden gefunden, sich zuerst gedanklich und dann tuend zu leben. Ein Virus ist ein eigenes Selbst egal wie es aussieht, was es tut. Dies gilt es zu akzeptieren wie wir unser eigenstes auch akzeptieren. Tun wir dies nicht und wehren uns, z.B. in Form von Regeln, die eine Integration vermeiden, dann kreiieren wir eine Welt der Angst, Sprachlosigkeit und Einsamkeit.

Die Meditation Zazen zeigt uns all diese Kreisläufe und einer der wichtigsten Lehren der Zazen-Meditation ist es, sich selbst zu akzeptieren, weil dann entsteht das, was der Dalai Lama „compassion“ Mitgefühl nennt. Egal, ob es das „laut werden“ oder „leise werden“ ist, egal ob es „krank“ oder „gesund“ macht. Es ist das große „JA“, das bis zu unserem letzten Atemzug von uns gefordert ist. Denn auch sterben, bedeutet ein „JA“ zu eigenen Akzeptanz des eigensten Seins.

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