Gerade las ich im Shobogenzo, das philosophische Werk des Zen-Meisters Dogen Zenji von den einhundertacht Toren. Eines dieser Tore ist die Freude als eine Klarheit, da sie friedvoll ist und einen gelassenen Geist hat.
Das Gesamt-Arrangement entstand in Brilon im Garten des Hauses. Lavendel, Mozartrosen und ein Buddha an einer Edelstahlkonstruktionen eines Brunnens, die mein Sohn gebaut hatte, aber dann nicht verwendet wurde.
In unserer jetzigen Zeit von Freude zu sprechen, scheint seltsam und dennoch wird sie neu von vielen entdeckt, aber auch von vielen verloren. Mütter, die nicht wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen sollen. Mütter, die im Supermarkt weiterhin an der Kasse sitzen und Regale auffüllen. Mütter, die beim Bäcker stehen und Brot verkaufen. Frauen, die alte Menschen füttern, die Kindern zu essen geben, die essen kochen, die putzen gehen, die sich kümmern und pflegen, die den Mann unterstützen, die sich selbst vergessen. Ein home-office eröffnet die Freiheit der freien Zeiteinteilung und des Schlafes. Ein Zuhause-sein-müssen schließt die Tür zum Lesen, Handarbeiten, Werkeln und und und auf. Doch, egal, wie wir diese Zeit erleben, wir erleben sie, so wie wir dies selber tun. Wir können diese Augenblicke als Freude empfinden, die es neu zu entdecken gilt oder als Leid, das uns niederdrückt. Ob wir einen Menschen durch ein Virus verlieren oder durch einen Autounfall, es ist ein Verlust. Es entsteht eine Lücke. Wir können sie mit Tränen der Trauer füllen und wir können sie mit Tränen der Freude füllen. Der Tod ist menschlich. Das Leben ist menschlich. Beides gemeinsam ist er-wach-en und er-wach-sen. Die Anerkennung und die Toleranz auch einem Virus gegenüber bedeutet nicht Ausgrenzung, sondern Einbeziehen, in das, was wir Leben nennen.
Daher halte ich es lieber mit der Strategie der Schweden. Lasst das Virus sich ausleben. Die meisten Erkrankten merken ihn gar nicht und die 10%, die ihn merken, für die sollte alles getan werden, was Medizin und Psychologie leisten kann. Und, ja, Menschen werden sterben, aber das tun wir alle, wenn unser Faden zu Ende gesponnen ist. In diesem Sinne lasst die Freude in die Sinne. Der Frühling unterstützt uns darin. Die Schweden genießen ihn bei Sonnenschein sitzend in einem Café.