„Höhlengleichnis“, Samstag, den 2. Mai 2020

Wer kennt es nicht das berühmt Höhlengleichnis von Platon. Gestern Abend beim Abendbrot fiel es plötzlich auf den Tisch.

Hier ein wichtiger Auszug: Wer mag, lese ihn. Wer nicht, überschlage ihn und gehe zum nächsten Abschnitt!

„‚Und nun fuhr ich fort‘, fuhr ich fort, ‚mach dir den Unterschied zwischen Bildung und Unbildung in unserer Natur an dem folgenden Erleben gleichnishaft klar. Stelle dir die Menschen vor in einem unterirdischen, höhlenartigen Raum, der […], in dieser Höhle leben sie von Kindheit, gefesselt an Schenkeln und Nacken, so daß sie dort bleiben müssen und nur vorwärts schauen, den Kopf aber wegen der Fessel nicht drehen können; aus weiter Ferne leuchtet von oben her hinter ihrem Rücken das Licht des Feuers, zwischen diesem Licht und den Gefesselten führt ein Weg in der Höhe; ihm entlang stell dir eine niedrige Wand vor, […] An dieser Wand, so stell dir noch vor, tragen Menschen mannigfache Geräte vorbei, die über die Mauer hinausragen, dazu auch Statuen aus Holz und Stein von Menschen und anderen Lebewesen, kurz alles mögliche, alles künstlich hergestellt, […] Sie gleichen uns! Denn sie sehen zunächst von sich und den anderen nichts außer den Schatten, […] Wenn sie sich untereinander unterhalten könnten, da würden sie wohl glauben, die wahre Dinge zu benennen, wenn sie von den Schatten sprechen, die sie sehen. […] Überlege nun [Glaukon, E.W.] Lösung und Heilung aus Ketten und Unverstand, wie immer das vor sich gehen mag, – ob da wohl folgendes eintritt. Wenn etwa einer gelöst und gezwungen würde, sofort aufzustehen und den Kopf zu umzuwenden, auszuschreiten und zum Licht zu blicken, […] was glaubst du, würde er da wohl antworten, wenn man ihm sagte, er habe vorher nur eitlen Tand gesehen, jetzt aber sehe er schon richtiger, da er näher dem Seienden sei und sich zu wirklichen Dingen hingewendet habe; […] Würde er da nicht in Verlegenheit sein und glauben, was er vorher erblickt, sei wirklicher als das, was man ihm jetzt zeige? […] Wenn man ihn […] von dort wegzöge, mit Gewalt, den schwierigen und steilen Anstieg hinan und nicht früher losließe, bis man ihn ans Licht der Sonne gebracht hätte, würde er da nicht voll Schmerz und Unwillen sein über die Verschleppung? […] Er würde am leichtesten die Schatten erkennen, […] zuletzt aber könnte er die Sonne, nicht ihr Abbild im Wasser […], sondern sie selbst für sich an ihrem Platz erblicken und ihr Wesen erkennen.[…] Wenn ein solcher wieder hinabstiege und sich auf seinen Sitz setzte, hätte er da nicht die Augen voll Dunkelheit, da er soeben aus der Sonne gekommen ist? […] Und wenn er dort wieder im Unterscheiden der Schatten mit jenen immer Gefesselten wetteifern müßte, […] würde er da nicht ausgelacht und bespöttelt, er sei von seinem Aufstieg mit verdorbenen Augen zurückgekehrt; daher sei es nicht wert den Aufstieg auch nur zu versuchen. Und wenn er sie dann lösen und hinaufführen wollte, würden sie ihn töten, […] Wenn du den Weg hinauf und die Schau der Oberwelt als den Aufstieg der Seele zur Welt des Denkbaren annimmst, dann verfehlst du nicht meine Ansicht, […] in der Welt des Erkennbaren ist die Idee des Guten die höchste und nur mit Mühe erkennbar; […] sie schafft in der Welt das Licht […] Wer vernünftig ist, denkt immer daran, daß es zwei Arten und zwei Gründe für die Sehstörungen der Augen gibt, den Übergang vom Licht zum Dunkeln und umgekehrt.‘“ (Plato 1958, 313, 7. Buch, 515 a., ff.)

Diese seltsame Zeit mit Masken und einer Angst erinnert mich an die Menschen in der Höhle. Alles, was dort auf der Wand, in diesem Fall ein Bildschirm erscheint, ist die Wahrheit. Dass es eine andere Welt mit Informationen außerhalb dieser digitalen Welt gibt, zum Beispiel das schriftliche Wort in Zeitungen, Büchern und Magazinen, ist so fremd, dass das, was dort steht unmöglich wahr sein kann.  Ein Artikel wie z.B. Welt plus, Philosoph Markus Gabriel, Der Hygienismus kann in eine Gesundheitsdiktatur umschlagen, ist plötzlich Verschwörungstheorie. Oder Focus online: https://www.focus.de/politik/hammer-urteil-im-saarland-richter-zu-corona-lockerungen-haben-den-menschen-ein-stueck-freiheit-zurueckgegeben_id_11944087.html Ein Richter schafft Klarheit. Ist doch garnicht nötig, sagt ein anderes, weil wir seien doch frei. Ähnlich wie der Mensch in der Höhle.

Freiheit zu benennen, Einkaufen gehen zu dürfen, aber bitte allein oder mit zwei Wagen… Freiheit zu benennen, spazieren gehen zu dürfen, aber nur zu zweit oder zu dritt mit Abstand…, Freiheit zu benennen, zum Arzt fahren zu dürfen…, das mag auf den ersten Blick wie Freiheit aussehen, aber drehen wir uns einmal um in der Höhle.

Ich darf mich nicht einfach ins Auto setzen und irgendwohin fahren. Werde ich angehalten, muss ich einen Grund nennen…. Ich kann nicht zum Friseur gehen. Ich kann keinen Stadtbummel machen und einen Kaffee trinken gehen. Ich kann kein Kino besuchen und kein Konzert anhören. Ich kann in keine Kleinkunstbühne gehen…. Diese Liste ist unglaublich lang. Aber, wie im Höhlengleichnis gesehen. Ist durch die Angst bereits eine Welt entstanden, die für Freiheit hält, was keine Freiheit ist. Masken tragen ist eine Pflicht, aber keine freie Entscheidung.

Allein einkaufen gehen, ist Pflicht, aber keine freie Entscheidung. Die Menschheit legt sich Fesseln an, ohne dass es dafür einen Grund gäbe. Ja, da ist ein Erreger. Ja, da sterben Menschen. Ja, der Keim ist unbekannt. Ja, aber schauen wir aus der Höhle hinaus ins Licht. Gewöhnen wir uns an die Wirklichkeit, die nicht auf einem Bildschirm abläuft, weder Fernsehen noch Computer. Wirklichkeit ist unser Tun, Gestalten und Machen in der Welt als ein eigenständiges freies Handeln. Handeln tut der Mensch. Auch gegenüber oder mit einem Virus. Wir bestimmen, was wir tun. Warum also lassen sich die Menschen einsperren? Muss sich dies nicht jeder Mensch fragen, vor allem 300 Jahre nach der Aufklärung?

Werden wir Menschen in unserem Handeln zu einer konformen Masse, die sich über ein Internet trifft, dann entstehen Höhlenmenschen. Höhlenmenschen vergessen die Freiheit. Sie werden Marionetten und manipulierbar. Alles, ist ihnen vorsetzbar und es wird geglaubt. Wo sind jetzt die Menschen, die an ihrer Bewusstseinserweiterung arbeiten? Wo sind die Menschen, die das Licht nicht vergessen haben? Wo sind die Menschen, die noch wissen, was wirklich Mensch-Sein heißt? Wo sind die Menschen, die wissen, dass der Geist des Menschen die Welt gestaltet? Das sind die Menschen, die die Freiheit als ihre Berechtigung sehen, weil sie Menschen sind und keine Computer.

In diesem Sinne seien Sie Mensch, stehen Sie auf und treten für die Freiheit ein. Oder wollen Sie wirklich ein Leben in einer Höhle leben, blind, unbewegt und abhängig? Von wem? Das entscheiden Sie. Von einer Cybermacht mit Digitalisierung, KI und Co oder von Menschlichkeit?

Literaturverzeichnis

Plato (1958): Der Staat. Stuttgart: Reclam.

2 Antworten auf „„Höhlengleichnis“, Samstag, den 2. Mai 2020“

  1. Der Vergleich passt.
    Dennoch glaube ich daran das genügend Menschen aufwachen, sich zusammenschließen und eine wirklich neue Welt entsteht.
    Vielleicht sollten diese Menschen sich alle in Leipzig treffen.von da aus startete schon einmal eine Veränderung die Mauern überwand.

  2. Ein sehr passender Vergleich! Wo vorher Freude, Miteinander, Leichtigkeit, Leben und Leben lassen war, ist jetzt Misstrauen, Angst, ja sogar Gewalt und Hass seinen Mitmenschen gegenüber.
    Gesteuert von den Politikern und den Medien.
    Unglaublich, wie vermeintlich intelligente Mitmenschen auf das alles hereinfallen, im Glauben das muss so sein! Wie traurig das alles ist!

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